Seit vier Monaten könnten Apotheker und Ärzte das von ihnen entworfene und vehement geforderte ABDA/KBV-Modell in einer Region testen. Die bisherige Bilanz ist erschreckend: Die Kassen wollen sich, wenn überhaupt, nur zu ihren Konditionen beteiligen. Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) liegt das Thema wegen Personalproblemen auf Eis. Und in den in Frage kommenden Testregionen scheitert ein Vorankommen an der Standespolitik. Die Ärzte scheinen die Situation begriffen zu haben und gehen zunehmend ihren eigenen Weg. Die Apotheker müssen daher aufpassen, sich mit dem Modell nicht zum Gespött der Nation zu machen.
Es stimmt wirklich nichts beim ABDA/KBV-Modell: In Sachsen ist immer noch nicht klar, unter welchen Voraussetzungen die Ärzte überhaupt teilnehmen wollen. In Thüringen sind sich Ärzte und Apotheker zwar einig. Die Entscheidung der Apotheker, über das Modell vielleicht erst Ende des Jahres abstimmen zu lassen, könnte aber auch dort Vieles verkomplizieren. Gestritten wird auch noch darüber, ob das Konzept in einer oder gleich beiden Regionen umgesetzt wird. Zudem bereitet allen Beteiligten der Gesetzestext Kopfschmerzen.
Wie schnell Modelle zur Arzneimittelberatung entworfen und auch umgesetzt werden können, zeigen Kooperationen zwischen Ärzten und Krankenkassen: Die AOK Rheinland/Hamburg bezahlt jetzt schon in der zweiten Region Hausärzte für Medikationschecks. Auch die Knappschaft Bahn See tut das.
Sollte sich die KV Westfalen-Lippe mit den Kassen im kommenden Monat auf einen gemeinsamen finanziellen Nenner einigen, könnten sich die Apotheker samt ABDA/KBV-Modell so richtig blamieren: Während sich die ABDA mit der KBV und den Kassen über die Umsetzung in einer Modellregion streitet, setzen die Ärzte die Medikationschecks nach und nach durch – ohne Apotheker.
Vor diesem Hintergrund ist die Ankündigung von KV-Chef Dr. Wolfgang-Axel Dryden fast als Drohung in Richtung Kassen zu verstehen: Wenn ihr nicht zu unseren Konditionen mit uns zusammen arbeiten wollt, setzen wir uns für das ABDA/KBV-Modell ein. Und das wollt auch ihr nicht, liebe Kassen!
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