Grippeschutzimpfung

Abda-Kampagne: Apotheker helfen mit Appellen, aber impfen kaum

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Berlin -

Beim Abschluss von Modellprojekten für Grippeschutzimpfungen durch Apotheker halten sich die Landesapothekerverbände auffallend zurück. Es gibt nur einen vereinbarten Testlauf in Nordrhein. Gleichwohl gibt sich die Abda angesichts der geringen Impfbereitschaft im ersten Corona-Winter alarmiert und ruft wie verschiedene Landesapothekerverbände die Bevölkerung zu Grippeschutzimpfungen auf.

Die Abda empfiehlt Grippeschutzimpfung vor allem für Risikogruppen wie Menschen über sechzig, chronisch Kranke, Mitarbeiter von medizinischen Einrichtungen und jeder, der beruflich Kontakt zu vielen Personen hat. 45 Prozent der Angehörigen dieser Risikogruppen planen aber keine Grippeschutzimpfung, hat die Abda in einer bundesweit repräsentativen Umfrage von Forsa unter 1002 Erwachsenen ermitteln lassen. „Es ist erschreckend ist, dass fast jeder Zweite, der zu einer Risikogruppe gehört, auf die Grippeimpfung verzichten will“, sagt Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV). „Dabei ist die Impfung sicher und gut verträglich. Wer geimpft ist, schützt nicht nur sich, sondern auch andere vor Ansteckung. Das sollte Ansporn genug sein.“ Um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten etwa 75 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein. Der Umfrage zufolge planen aber nur 38 Prozent der erwachsenen Bundesbürger eine Grippeschutzimpfung, obwohl 54 Prozent laut Selbstauskunft zu einer Risikogruppe gehören.

Im Rahmen von Modellprojekten dürften bestimmte Apotheken in einigen Regionen Deutschlands nach medizinischer Schulung ab diesem Herbst Grippeimpfungen durchführen. Ziel sei es, auch die Menschen zu erreichen, die nicht zum Arzt gehen wollen oder können. Bisher gibt es aber nur in Nordrhein ein mit der AOK Rheinland/Hamburg vereinbartes Modellprojekt. In Bayern soll in Kürze in der Oberpfalz ein zweites Modellprojekt mit der AOK Bayern starten. In den anderen 15 Landesverbänden zeichnet sich kein weiteres Modellvorhaben ab.

Für die beginnende Impfsaison seien deutlich mehr Impfdosen verfügbar, als in den Vorjahren verbraucht wurden, so die Abda. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) stünden insgesamt 26 Millionen Impfdosen für die Bevölkerung bereit, davon 20 Millionen in der Regelversorgung und 6 Millionen als Notfallreserve. Nach einer Analyse des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) wurden im Jahr 2019 aber nur 14,0 Millionen Impfdosen für gesetzlich versicherte Patienten verbraucht, im Jahr 2018 sogar nur 13,4 Millionen.

In einem gemeinsamen Appell klären zugleich die öffentlichen Apotheken in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein und Sachsen klären über die Wichtigkeit der Grippeschutzimpfung auf. Die Kampagne startet zum Beginn der Grippesaison 2020/2021 ab Oktober. Damit unterstütze die Apothekerschaft in den genannten Bundesländern das alljährliche Engagement der Sozial- und Gesundheitsminister, die Durchimpfungsquoten zu erhöhen und den aktuellen Impfaufruf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. „Gerade in Corona-Zeiten appellieren wir an alle Bürgerinnen und Bürger, dass sich möglichst viele Menschen gegen die Grippe impfen lassen, vorrangig aber gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) Risikogruppen wie ältere Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere, medizinisches Personal und Pflegepersonal. Denn man schützt mit einer Impfung nicht nur sich selbst. Durch den sogenannten Herdenschutz trägt jeder Einzelne dazu bei, dass insgesamt weniger Menschen an der Grippe erkranken. Auch wenn eine Grippeschutzimpfung nicht vor dem Coronavirus schützt, kann die Gefahr, gleichzeitig an Corona und Grippe zu erkranken, wirksam reduziert werden“, erklären die Landesapothekerverbände Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein und Sachsen in einer gemeinsamen Stellungnahme.

In der Öffentlichkeit werde häufig unterschätzt, dass die Grippe eine ernstzunehmende Erkrankung und nicht zu verwechseln mit einer harmlosen Erkältung sei. Jährlich erkrankten in Deutschland zwischen zwei und 14 Millionen Menschen an der Virus-Grippe. Durch die gefährliche Virus-Grippe, richtiger Influenza, sterben laut Erklärung jährlich bis zu 20.000 Menschen. Eine Impfung sei die beste Möglichkeit, sich vor der Grippe zu schützen.

Um eine große Reichweite zu erzielen, fände die Impf-Kampagne auch verstärkt online statt: Auf der Internetseite impfopoint.de über den gleichnamigen Facebook-Kanal und mit verstärkter Werbung auf Instagram. Das Ziel bestehe darin, plakativ und anschaulich über zahlreiche Fakten zur Grippe zu informieren. Zudem würden die Apotheker vor Ort ihre zahllosen Patientenkontakte nutzen, um im persönlichen Gespräch auf die Grippeimpfung hinzuweisen. Die Grippeschutzimpfung, die auch in der Impfsaison 2020/2021 mit einem Vierfach-Impfstoff erfolge, werde in der Regel von den gesetzlichen Krankenversicherungen für alle Versicherte übernommen. Es gebe aber auch Ausnahmen, wo die Krankenkassen vorrangig die Impfkosten für Risikogruppen wie Schwangere, Ältere, immungeschwächte Menschen oder Angehörige der Gesundheitsberufe übernähmen. Es empfehle sich daher, dies vorab im Gespräch mit seinem Arzt oder seiner Krankenkasse zu klären.

Die Landesapothekerverbände zeigen sich zuversichtlich, mit ihrer Initiative dazu beitragen zu können, die Durchimpfungsraten beim Grippeschutz zu erhöhen: „Die Apothekerinnen und Apotheker in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein und Sachsen werden mit dieser Initiative zur Grippeschutzimpfung einen weiteren aktiven Beitrag zur Gesundheitsprävention leisten. Wir sind überzeugt, dass die Bereitschaft zu Schutzimpfungen durch diese gemeinsame Kampagne nach oben bewegt

 

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