Apothekerhaus

Blütenweiß außer Graue

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Berlin -

Kauft das Objekt und macht eure Arbeit! Auf diese Kurzformel lässt sich das fast durchweg positive Votum zum neuen Apothekerhaus am Berliner Hauptbahnhof bringen. Fast alle Vertreter der Kammern und Verbände stimmten für die Investition – in der Hoffnung, dass die politischen Arbeit besser läuft, wenn die ABDA sich nicht mehr mit sich selbst und ihren Häusern beschäftigen muss. Überzeugend war wohl auch die Tatsache, dass den Mitgliedsorganisationen nicht in die Tasche gegriffen wird. Stattdessen werden die Konten der wirtschaftenden Töchter WuV und Govi leer geräumt. Fallstricke gibt es trotzdem.

Bis zum frühen Abend tagte gestern die ABDA-Mitgliederversammlung im Maritim-Hotel an der Friedrichstraße. Zwar standen auch andere Themen auf der Tagesordnung, doch der geplante Umzug nahm den größten Raum ein. Der Niederlassungsleiter des Investors CA Immo präsentierte die Pläne; dann sei „extrem fokussiert und zielführend diskutiert“ worden, wie ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Nachgang berichtete.

Am Ende sprachen sich fast alle Kammern und Verbände für den Erwerb in der Heidestraße aus, verbunden mit dem Zwischenstopp Unter den Linden. Die Zustimmungsquote lag laut Schmidt bei mehr als 99 Prozent der anwesenden Stimmen – nur der Hamburger Apothekerverein stimmte gegen das Projekt. Verbandschef Dr. Jörn Graue hatte sich bereits im Vorfeld öffentlich kritisch zu den Umzugsplänen geäußert. Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen stellte zwar kritische Fragen, stimmte aber dafür.

Außerdem gab es einige Enthaltungen, die nicht mitgezählt wurden: Aus Bremen war Kammerpräsident Dr. Richard Klämbt mit dem Auftrag seines Vorstands angereist, gegen das Projekt zu stimmen. Am Ende ließ er sich aber von den Fakten überzeugen und verhielt sich neutral, genauso wie der Verband und die Berliner Apothekerkammer.

„Ich bin sehr froh über das Votum“, sagte Schmidt. Eine lange Phase der Unsicherheit und schwieriger Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter gehe zu Ende. „Unsere Arbeitsfähigkeit wird über einen langen Zeitraum deutlich verbessert.“ Der Neubau sei zwar architektonisch nichts besonderes, dafür aber hochfunktional und damit die „optimale Lösung“.

„Das Objekt wird unseren Ansprüchen vollkommen gerecht, zumal wir die Planungsphase noch beeinflussen können“, so Schmidt weiter. Außerdem habe man hinreichend Reserve für die erwartete Entwicklung bei der Mitarbeiterzahl eingeplant. „Die ABDA wird auch in 10 oder 20 Jahren noch in dem Gebäude arbeiten können.“ Die zusätzlichen Räume will die ABDA zunächst an nahe stehende Unternehmen untervermieten, etwa an den Govi-Verlag.

Dass die ABDA auch im neuen Objekt erst zwei Jahre mieten muss, war laut Schmidt ein Zugeständnis, das nicht zu vermeiden war. Denn Geschäftspolitik der CA Immo sei eigentlich für den eigenen Bestand zu bauen. Es sei daher gar nicht so leicht gewesen, das Objekt überhaupt kaufen zu können, rechtfertigte Schmidt den Kompromiss. Immerhin: Verschiebt sich der Einzug, zahlt die ABDA im neuen Objekt weniger Miete. Denn der Verkaufstermin ist fix.

Bis dahin bezieht die ABDA Büros in der dritten Etage des Lindencorso in der Friedrichstraße. Im September soll der Umzug über die Bühne gehen, also kurz vor Deutschen Apothekertag (DAT) und Expopharm. In Düsseldorf ist zeitgleich der Weltapothekerverband FIP mit seinem jährlichen Kongress zu Gast. Vermutlich hofft man in der Jägerstraße, mit den Planungen bis dahin durch zu sein.

Auch mit dem Zwischenstopp ist Schmidt sehr zufrieden. Die Fläche gibt der Eigentümer mit 3740 Quadratmetern an – etwas weniger als die ABDA im derzeitigen Apothekerhaus zur Verfügung hat. Allerdings ist dort das Verhältnis von Büro- zu Nebenflächen ungünstig, sodass auch die ersten ausgelagerten Abteilungen mit auf die neuen Flächen ziehen können. Nur der Geschäftsbereich Arzneimittel bleibt vorerst in den externen Büros in der Jägerstraße, da die ABDA diese für mehrere Jahre im Voraus angemietet hat.

„Wir haben Glück gehabt“, lobte Schmidt das Mietobjekt. „Das ist eine gute, passende Lösung, die wir mit geringem Aufwand für uns nutzbar machen können. Außerdem lassen uns die Mietbedingungen die Flexibilität, die wir brauchen.“ Allerdings gibt es auch hier eine Konstellation, die für die Apotheker gefährlich werden kann: Denn nach zwei Jahren kann der Mietvertrag um ein Jahr verlängert werden, danach aber nur um fünf Jahre bis 2024. So kann die ABDA nur hoffen, dass ihr neues Objekt rechtzeitig fertig wird – oder viel später als geplant.

Zu den Mietkosten im Lindencorso macht die ABDA keine genauen Angaben; das Projekt sei wirtschaftlich, sagte Schmitz. Intern ist von rund 1,6 Millionen Euro jährlichen Ausgaben die Rede. Rechnet man Kaufpreis, Nebenkosten und Mieten zusammen, kostet der Umzug die ABDA damit deutlich mehr als 40 Millionen Euro.

Die Vertreter der Kammern und Verbände haben Schmidt und Schmitz mit dem Argument überzeugt, dass diese Ausgaben nicht zu Lasten des Haushalts gehen: „Die Finanzierung ist traditionell Sache der Vermögensverwaltung, das war schon in Eschborn so“, argumentiert Schmidt mit Blick auf das neue Objekt und die Zwischenmieten.

Dabei sei man frei, zwischen verschiedenen Finanzierungsoptionen zu wählen: „Wir verfügen über erhebliche Eigenmittel, etwa bei den Liquiditätsreserven unserer Beteiligungen.“ Außerdem könne man Bankverbindlichkeiten aufnehmen. Und außerdem sei da ja noch der Erlös aus dem Verkauf des Mendelssohn-Palais.

Unter Zeitdruck steht die ABDA damit aber nach eigenen Angaben nicht. Den Neubau könne man „vollständig aus anderen Mitteln“ finanzieren. Ein Verkauf des Apothekerhauses sei „schwierig, aber nicht unmöglich“. Schmidt verglich die Aufgabe mit dem Verkauf eines Oldtimers. Die Apotheker müssen einen Liebhaber für ihr historisches Haus finden.

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