Die Abda bittet die Mitgliedsorganisationen ordentlich zur Kasse: Um nicht weniger als 18 Prozent sollen die Beiträge im kommenden Jahr steigen. Bis 2026 sollen Kammern und Verbände sogar knapp ein Drittel mehr als heute zahlen. Doch von Sparbemühungen auf der Ausgabenseite keine Spur: Um 64 Prozent werden die Abgaben bald im Zehnjahresvergleich gestiegen sein.
2002 mussten die Kammern und Verbände noch etwas mehr als 10 Millionen Euro als Mitgliedsbeiträge an die Abda überweisen. 2012 waren es 13,5 Millionen Euro, also etwa ein Drittel mehr. 2022 lag das Beitragsvolumen bei 18 Millionen Euro, was abermals einer Steigerung um 33 Prozent im Zeitraum von zehn Jahren entspricht.
In diesem Jahr werden es knapp 20 Millionen Euro sein, was alleine im Vorjahresvergleich einer Steigerung von 9 Prozent entspricht. Und nach den Beschlüssen der Mitgliederversammlung stehen in den kommenden drei Jahren weitere deutliche Anhebungen an: Für 2024 werden 23 Millionen Euro veranschlagt, für 2025 knapp 25 und für 2026 knapp 26 Millionen Euro.
Das bedeutet: Alleine in den kommenden drei Jahren steigen die Beiträge für Kammern und Verbände um ein Drittel. Im Vergleich zu 2016 steht dann ein Zuwachs um 64 Prozent, gegenüber 2012 haben sich die Abgaben nahezu verdoppelt.
Tatsächlich ist der jährliche Geldbedarf der Abda sogar noch größer: In diesem Jahr liegt der Gesamtetat bei 23 Millionen Euro, bis 2026 wird er auf 29 Millionen Euro steigen wird, was einem Plus von 69 Prozent im Zehnjahresvergleich entspricht. Stark steigen sollen bis 2026 vor allem die Personal- und Sachkosten, die sich dann gegenüber 2016 jeweils verdoppelt haben werden.
Der Differenzbetrag kommt aus den wirtschaftlichen Aktivitäten der Abda: Drei bis vier Millionen Euro schüttet die Avoxa pro Jahr aus, dazu kommt etwa eine halbe Million Euro an Erlösen aus Ergänzungslieferungen für DAC/NRF und der Akkreditierung von Fortbildungsveranstaltungen.
Zuletzt reichte aber auch dieses Gesamtpaket nicht aus, sodass immer wieder die Rücklagen angezapft werden mussten. Damit soll nach dem Willen von Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz und dem neuen Leiter der Stabsstelle Finanzen, Matthias Lehmann, jetzt Schluss sein: Während der Beitrag aus den Wirtschaftsaktivitäten sukzessive reduziert werden soll, müssen die Kammern und Verbände für die geplanten Mehrausgaben alleine gerade stehen.
Offiziell hieß es zur Präsentation des Haushaltsplans, dass mit den Beitragsanpassungen „eine ausreichende Finanzierung der Tätigkeiten der Abda gewährleistet werden“ soll, sodass ein ausgeglichener Haushalt erreicht wird und „kein dauerhafter Vermögensverzehr zu Lasten der Organisation und ihrer Mitglieder erfolgt“.
Heißt: Möglichst viel Geld soll in der sogenannten Vermögensverwaltung bleiben – jenem fiktiven Sondertopf in der Abda-Bilanz, in dem vor allem die Immobilien in Berlin und Eschborn mit einer Gesamtsumme von knapp 50 Millionen Euro hinterlegt sind.
Das Apothekerhaus in der Heidestraße wurde gerade erst fertiggestellt und dank einer Sonderausschüttung der Avoxa in Höhe von 19 Millionen Euro im Jahr 2021 abbezahlt. Das Verwaltungsgebäude in Eschborn, in dem vor allem die Avoxa untergebracht ist, ist dagegen in die Jahre gekommen. Hier stehen Investitionen an, die über die Gewinne aus dem operativen Betrieb finanziert werden sollen – welche damit nicht mehr für die Abda zur Verfügung stehen.
Und obwohl die Abda auch noch knapp 9 Millionen Euro auf den Konten liegen hat, stehen Kammern und Verbänden die beschriebenen heftigen Beitragserhöhungen ins Haus. Das kam nicht gut an, bei der Abstimmung gab es so viele Gegenstimmen wie nie zuvor. Wozu man eigentlich den ganzen Geschäftsbetrieb unterhalte, wenn mit den Gewinnen am Ende nur noch Büroräume modernisiert und unterhalten würden, lautete die Kernkritik. Und ob die explodierenden Kosten eigentlich noch zu rechtfertigen seien.
Am Ende werden sich die beteiligten Vorstände vor ihren Mitgliedern rechtfertigen müssen, warum sie den Anstieg der Beiträge mitgetragen haben und wie er – mit oder ohne Erhöhung der eigenen Mitgliedsbeiträge – durch ihre Organisation finanziert werden soll. Die Mitgliedsbeiträge berechnen sich nach Umsatz der Apotheken; am stärksten betroffen sind im kommenden Jahr etwa Niedersachsen (plus 21 Prozent), Bayern und Nordrhein (plus 20 Prozent) sowie Baden-Württemberg und Berlin (plus 19 Prozent). In den Bundesländern wird die Last nach individuellen Schlüsseln zwischen Kammer und Verband verteilt.
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