Funktional, zentral und ein bisschen repräsentativ Patrick Hollstein, 28.06.2014 09:19 Uhr
Die ABDA zieht aus. Zwölf Jahre haben es die Apotheker im Mendelssohn-Palais am Berliner Gendarmenmarkt ausgehalten. Doch mittlerweile gibt es zu wenig Platz und zu viele Baustellen in dem denkmalgeschützten Objekt. Die ABDA ist nach den Worten ihres Präsidenten Friedemann Schmidt eine „große und wachsende“ Standesvertretung. Jetzt sucht sie eine neue Bleibe, in der sie sich weiter vergrößern kann.
Ende Mai hatten die Kammerpräsidenten und Verbandschefs noch für eine Aufstockung des Hauses gestimmt. Anderthalb Jahre lang war bis dahin geplant worden, die Mitgliederversammlung sollte das Projekt am Mittwoch genehmigen. Doch nach breiter Kritik fegte die ABDA-Spitze das Vorhaben kurzfristig vom Tisch. Was hatte zum plötzlichen Umdenken geführt?
Schmidt: „Am 20. Mai haben wir im Gesamtvorstand eine Präsentation gesehen, die gezeigt hat, dass die beiden Prämissen, die wir uns gesetzt hatten – Zurückholen unserer Dependancen und Schaffung hinreichender Reserve für eine Entwicklung von mindestens 15 Jahren – erreichbar gewesen wären.“
Gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz und dem Architekten habe er das Projekt danach noch einmal ganz intensiv geprüft, erklärt Schmidt. Dabei sei festgestellt worden, dass diese Ziele nur unter Inkaufnahme erheblicher Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen erreichbar gewesen wären. „Das wollten wir nicht.“
Die Eckdaten waren lange bekannt: Für 15 Millionen Euro sollten nach den ursprünglichen Plänen zwei neue Etagen mit 1500 Quadratmetern zusätzlicher Fläche entstehen. Die Kosten sorgten für ein Sturm der Entrüstung innerhalb des Berufsstandes. Auch aus den Mitgliedsorganisationen gab es Kritik.
Doch damit hat das plötzliche Umdenken laut Schmidt nichts zu tun: „Die Frage, ob die Investition wirtschaftlich und damit effizient gewesen wäre, haben wir nicht diskutiert. Sie kann auch offen bleiben, weil wir uns gegen diese Investition entschieden haben“, so Schmidt.
Die Investition wäre aber durch die ABDA ohne Weiteres darstellbar gewesen. „Das ist selbstverständlich. Etwas anderes hätten wir auch gar nicht vorzuschlagen gewagt. Aber die Frage nach dem effizienten Umgang mit den Mitteln der Organisation muss nicht beantwortet werden, weil das Projekt nicht zustande kommen wird.“
Jetzt wird also ein neues Objekt gesucht. Laut Schmidt sind die Anforderungen klar: „Wir wollen definitiv unter einem Dach arbeiten. Insofern müssen wir ein Objekt finden, dass für die Arbeitsplätze, die wir heute schon haben, plus Reserve ausreichend groß ist.“
Auch bei der Lage soll es keine Abstriche geben: „Unsere Mitarbeiter müssen sich in dem Gebiet, in dem die Verbände sitzen und in dem Gesundheitspolitik gemacht wird, problemlos bewegen können. Es nutzt uns überhaupt nichts, wenn wir in Marzahn oder Hellersdorf eine Dependance haben. Wir müssen mitten ins Zentrum von Berlin“, so Schmidt.
Die dritte Voraussetzung sei eine maximale Funktionalität. Im derzeitigen Gebäude habe die Funktionalität von Anfang an modernen Anforderungen nicht entsprochen, so Schmidt. „Mir persönlich wäre auch eine gewisse Repräsentativität wichtig: Das Gebäude sollte geeignet sein, den besonderen Stellenwert unseres Berufs in der Gesellschaft zu repräsentieren.“
Schon im Dezember will die ABDA erste Objekte präsentieren. Die entscheidende Frage ist, ob die Apotheker noch einmal eine Immobilie kaufen oder ob sie diesmal Büroräume anmieten. „Ich bin kein Immobilienexperte oder Kaufmann, aber meine persönliche Prämisse ist immer: Kaufen vor Mieten. Auch meine Apotheke ist in meinem Besitz.“
Gerade unter dem Aspekt der heutigen Zinssituation sei es richtig, im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten Eigentum zu erwerben. „Ich würde der Mitgliederversammlung immer raten, etwas zu erwerben, und noch lieber, selbst zu bauen, denn nur dann hat man die Möglichkeit, optimale Lösungen zu finden. Ob sich das realisieren lässt, wissen wir heute nicht.“
Was der Zwischenstopp in der Jägerstraße gekostet haben wird, kann derzeit niemand sagen. Denn die ABDA hat nach Schmidts Angaben keine Vorstellungen über den derzeitigen Verkehrswert. Zusätzliche Mieten und Sanierungsarbeiten könnten am Ende einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingen.
Trotzdem hofft der ABDA-Präsident, dass die Apotheker unter dem Strich eine Renidte erzielen können. „Nach dem, was wir heute über die Wertentwicklung von Immobilien in dieser 1A-Lage von Berlin wissen, sollte das möglich sein.“ Die aktuellen und künftigen Investitionen führten „unmittelbar zu einem Wertzuwachs des Objekts“, weil es modernisiert werde, so Schmidt. „Ein Totalverlust stand nie zur Debatte, wäre auch nicht hinzunehmen.“