Kernpositionen zur Bundestagswahl

Abda: Fixum, Anpassung, Grundsicherung Lilith Teusch, 06.12.2024 10:35 Uhr

„Wir brauchen unmittelbar nach der Wahl ein Sofortprogramm zur Stärkung der Apotheke vor Ort“, fordert Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Foto: APOTHEKE ADOC
Berlin - 

Die Abda hat ein Positionspapier mit Kernforderungen für die kommende Bundestagswahl veröffentlicht, um die Anliegen der Apothekerinnen und Apotheker auf der politischen Agenda zu halten. In den nächsten Wochen soll das Papier an die Politik herangetragen werden.

„Für ihre Gesundheit sind alle Bürgerinnen und Bürger auf die Kompetenzen der Apothekenteams vor Ort angewiesen“, so Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. In ihrem fünfseitigen Positionspapier „Kernpositionen der Abda zur Bundestagswahl 2025“ stellt die Abda zwei zentrale Forderungen auf: Zum einen brauche es eine schnelle und dringend notwendige Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für inhabergeführte Apotheken. Zum anderen müssten die Kompetenzen von Apothekerinnen und Apothekern stärker genutzt werden, um das Gesundheitssystem zukunftsfähig und resilient aufzustellen.

Wirtschaftliche Stabilisierung

Angesichts des beispiellosen Rückgangs der Apothekenzahl und der wachsenden Herausforderungen einer alternden Gesellschaft müsse die Stabilisierung der Apotheken vor Ort eine gesundheitspolitische Priorität der neuen Bundesregierung werden, um die sichere Versorgung der Menschen zu gewährleisten.

„Tag für Tag erleben wir, wie unbedingt Patientinnen und Patienten rund um die Uhr die niedrigschwellig zu erreichenden heilberuflichen Leistungen unserer Apothekenteams brauchen. Nun sind aber immer mehr Apotheken in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht“, warnt Overwiening. „Wir wenden uns deshalb schon jetzt nachdrücklich an die Politik, damit der künftige Bundestag und die künftige Bundesregierung erkennen, was dringend und perspektivisch für die Arzneimittelversorgung der Menschen zu tun ist.“ Jede zehnte Apotheke sei akut bedroht. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssten dringend verbessert werden. Nötig sei ein Sofortprogramm nach den Neuwahlen.

Konkret gefordert wird eine deutliche Anhebung des seit mehr als elf Jahren unveränderten Apothekenhonorars, in erster Linie des Fixums von derzeit 8,35 Euro. Einen konkreten Betrag nennt das Papier nicht. „Zudem sind auch die Sonderentgelte, wie zum Beispiel für den Botendienst, die Rezepturherstellung und die Dokumentationsgebühren wieder leistungsgerecht auszugestalten.“

Notwendig sei auch eine rasche Reaktion auf das Skonti-Urteil des Bundesgerichtshofes: In der Arzneimittelpreisverordnung müsse festgelegt werden, dass handelsübliche Skonti des Großhandels vollumfänglich erlaubt seien.

Auch die regelmäßige Anpassung des Apothekenhonorars an die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen sei für die nachhaltige Stabilisierung der Versorgung durch Apotheken vor Ort eine unbedingte Notwendigkeit: „Damit es für den Betrieb einer Apotheke wieder eine wirtschaftliche Perspektive gibt, muss daher eine Systematik etabliert werden, bei der sich das Apothekenhonorar zukünftig regelhaft und regelmäßig an die Kostenentwicklungen der Apotheken anpasst.“

Schließlich fordert die Abda eine „Grundsicherung“ für Apotheken: „In Anbetracht des sich immer weiter ausdünnenden Apothekennetzes – insbesondere in ländlichen Regionen – sind die Möglichkeiten zusätzlicher Pauschalen zur Grundsicherung der Flächendeckung, beispielsweise durch eine Erhöhung der Notdienstpauschale, zu nutzen.“

Stärkere Einbindung

Darüber hinaus fordert die Abda, die heilberuflichen Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker stärker in das Gesundheitswesen einbringen. Gefordert werden eine Weiterentwicklung des Leistungskataloges, ein interprofessionelles Medikationsmanagement und mehr Entscheidungsspielräume bei der Arzneimittelabgabe. „Dokumentationen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen sind zu minimalisieren, so dass Taxbeanstandungen weitgehend ausgeschlossen sind. Für den zusätzlichen Aufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen muss ein angemessener finanzieller Ausgleich geschaffen werden. Die Engpasspauschale ist entsprechend anzuheben.“

„Die nächste Bundesregierung sollte daher die Innovationskraft der Apotheken stärker nutzen, um sinnvolle Transformationsprozesse im Gesundheitswesen voranzubringen“, heißt es weiter. Was sich die Abda unter „Digitalisierung“ konkret vorstellt, wird im Papier nicht näher erläutert.

In anderen Ländern werde bereits gezeigt, dass durch Prävention und Primärversorgung in Apotheken vor Ort die Krankheitslast verringert und die Kosten gesenkt werden könnten. „Wir Apothekerinnen und Apotheker stehen bereit für Prävention, Primärversorgung und interprofessionelles Medikationsmanagement. Eine nachhaltig aufgestellte Apothekenlandschaft mit jungen, gut ausgebildeten Fachleuten kann, will und wird sich den Herausforderungen einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung stellen. Die Politik sollte im Sinne einer niedrigschwelligen und sicheren Gesundheitsversorgung mehr Apotheke wagen“, sagt Overwiening.

Mit ihrem Positionspapier plant die Abda in den kommenden Wochen Bundestagskandidatinnen und -kandidaten zu adressieren, um auf akute Probleme hinzuweisen und patientenfreundliche Lösungen anzubieten.