Noch hat sich keine Partei mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst dezidiert zu den Apotheken geäußert. Die Abda hat derweil einige Positionen vorgelegt.
In der Pandemie habe sich die Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort als krisenresistent erwiesen, so die Abda. Um die bestehenden Strukturen zu stabilisieren, müssten diese „zukunftsorientiert“ und innerhalb verlässlicher Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden. Die freiberuflich geführten Apotheken vor Ort würden besonders wegen ihrer Expertise, ihres niedrigschwelligen Zugangs und ihrer sozialen Funktionen in Gesundheitsfragen geschätzt und gebraucht. „Dieser bewährte Dreiklang ist unersetzbar und muss über eine entsprechende Honorierungssystematik dauerhaft sichergestellt werden. An den bestehenden Regelungen zum Fremd- und Mehrbesitzverbot ist zwingend festzuhalten. Die freie Apothekenwahl ist vor den Bestrebungen einzelner Marktteilnehmer, Patient:innenströme zu lenken, zu schützen.“
Die Stärkung der Apotheke vor Ort sei zudem „unverzichtbarer Bestandteil einer vorausschauenden Strukturpolitik, die lokale Wirtschafts- und Lebensräume erhält“. Daher sei mit Blick auf Europa auf den Erhalt der Subsidiarität im Gesundheitswesen zu achten. „Eine Vereinheitlichung der Gesundheitssysteme der einzelnen Mitgliedstaaten, insbesondere der Arzneimittelversorgung, lehnen wir ab“, so die Abda.
Arzneimittel seien beratungsbedürftig; der Umgang damit erfordere eine besondere Ausbildung sowie Vorsicht, Empathie und Information: „Der Trivialisierung von Arzneimitteln, beispielsweise durch Versandhandel, Plattformökonomien und Preisdumping, ist entschieden entgegenzuwirken. Der anbieterunabhängigen Ausgestaltung, Implementierung und Handhabung des elektronischen Rezeptes kommt dabei eine entscheidende Rolle zu.“
Bewährt haben sich laut Abda entsprechend die Bindung des Arzneimittels an den Vertriebsweg der eigenverantwortlich, frei- und heilberuflich von Apotheker:innen geführten Apotheke, flankiert durch einheitliche Abgabepreise und eine Fokussierung auf den Leistungs- und Qualitäts- anstelle eines Preiswettbewerbs. „Diese Instrumentarien sind zu stärken. Auf ihre Einhaltung ist konsequent zu achten.“
Zu einer Trivialisierung führe dagegen „der Aufwuchs von (im grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandel agierenden) Kapitalgesellschaften, die lediglich auf lukrative Versorgungssegmente und auf Umsatzkonzentration fokussieren oder Vertriebskonzepte, die Arzneimittel unter Missachtung von Risiken und unter Verzicht auf Patient:innenansprache und -beratung auf einen möglichst günstigen Preis reduzieren“.
Auch die verlässliche Verfügbarkeit von Medikamenten sei von enormer Bedeutung. „Deswegen bergen Liefer- und Versorgungsengpässe Gefahren für die Gesundheit und sind zu vermeiden.“ Lösungsansätze sieht die Abda einerseits auf Ebene der Produktion, aber auch beim Abbau von Bürokratie bei der Abgabe: „Hierbei haben sich die erweiterten Austauschmöglichkeiten durch die Sars-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung in den Apotheken bewährt. Die Apothekerschaft kann so schnelle, sichere und patient:innennahe Versorgungslösungen anbieten. Die erweiterten Austauschmöglichkeiten werden von den Apotheken ausgesprochen verantwortungsvoll genutzt und müssen gesetzlich verstetigt werden.“
Laut Abda müssen künftig mehr Apotheker:innen an den Universitäten ausgebildet werden – einerseits wegen der zunehmend Zahl älterer, multimorbider Menschen mit komplexen Arzneimitteltherapien, andererseits wegen des Wunschs nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie neuen Arbeitszeitmodellen. „Dabei sind die heranwachsenden Generationen verbindlich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Sie sollten darin bestärkt werden.“
Daher müsse die Attraktivität der pharmazeutischen Leistungen in der Apotheke vor Ort konsequent ausgebaut werden. „Grundsätzlich benötigen wir dafür größere Entscheidungsspielräume, für mehr Effizienz bei deutlich weniger Bürokratie. Der honorierte Botendienst und die Einführung der pharmazeutischen Dienstleistungen für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit und Therapietreue sind beispielhafte Schritte zur Verbesserung der Versorgung.“ Auch bei der Prävention können und wollen Apotheker:innen entscheidend beitragen“.
Die Einbindung in ein lokales Versorgungsnetzwerk von Arztpraxen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie der direkte Zugang zur Arzneimittelversorgung für Menschen mit akuten Gesundheitsproblemen machten die Apotheken vor Ort zum „Drehkreuz der flächendeckenden Versorgung mit Arzneimitteln, einschließlich Impfstoffen und Medizinprodukten“, so die Abda. „Sie ist bei allen digital gestützten Interaktionen stets ein „sicherer Hafen“ für die Patient:innen: Sie sind in der Apotheke mit ihren Bedürfnissen empathisch versorgt und mit ihren Daten in guten Händen.“
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