Apotheker-Lobby

ABDA wird Konzern

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Berlin -

Bei der ABDA stehen wieder einmal Veränderungen an. Anfang Dezember sollen der Mitgliederversammlung nicht nur Objekte für ein neues Apothekerhaus vorgestellt werden, sondern auch eine neue Organisationsstruktur. Dem Vernehmen nach sollen die wirtschaftlichen Aktivitäten der Organisation unter einem Dach zusammengefasst werden. Einen neuen Geschäftsführer für den Bereich Finanzen/Verwaltung gibt es hingegen offenbar noch nicht.

Wie aus ABDA-Kreisen zu hören ist, sollen der Govi-Verlag und die Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV) fusioniert und von den bisherigen Geschäftsführern Peter Steinke und Metin Ergül gemeinsam geleitet werden. Die Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) soll aufgelöst und in das neue Unternehmen integriert werden.

Der Govi-Verlag gibt Fachbücher heraus sowie die Pharmazeutische Zeitung (PZ) und die Neue Apotheken Illustrierte (NAI). Zur WuV gehören die Geschäftsbereiche ABDATA und MGDA; außerdem veranstaltet die Firma die Pharmacon-Kongresse sowie die Expopharm und den Deutschen Apothekertag (DAT). Beide Unternehmen kommen zusammen auf Jahresumsätze von mehr als 40 Millionen Euro.

Die VGDA ist die Drehscheibe der ABDA in zahlreichen administrativen und finanziellen Fragen: So kümmert sich das Unternehmen mit Sitz in Eschborn als interner „Dienstleister“ um Abrechnungsangelegenheiten der ABDA und ihrer Tochterunternehmen. Außerdem übernimmt die VGDA seit etlichen Jahren Immobilien- und Versicherungsgeschäfte, Investitionen in Technik und EDV und zuweilen Personalangelegenheiten.

Nach dem plötzlichen Ausscheiden von ABDA-Finanzgeschäftsführer Jürgen Siegemund hatte Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz den Bereich interimsmäßig übernommen. Siegemunds Posten als Geschäftsführer der VGDA ging im Juli an Hans Christian Hiemenz, Associate der Berliner Unternehmensberatung Wabnitz.

Der Finanz- und Compliance-Experte wurde laut ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern ausschließlich engagiert, um die Zeit zu überbrücken, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden ist. Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten gebe es nicht.

Hiemenz hatte anscheinend von Anfang an den Auftrag, die Verwaltungsstrukturen bei der ABDA umzubauen. Jetzt hat er seine Arbeiten offenbar weitgehend abgeschlossen; zumindest einzelne Angestellte der VGDA wissen bereits, in welchem Büro sie im neuen Jahr sitzen werden. Ob es auch für die übrigen Mitarbeiter Änderungsverträge gibt oder ob ihre Stellen gestrichen werden, ist derzeit offen.

Die ABDA-Spitze hält sich wie gewohnt bedeckt: „Im Moment kann man keine Aussage dazu treffen, ob beziehungsweise welche Veränderungen in der Organisation der Tochter-Unternehmen der ABDA vorgenommen werden“, sagt Kern. Einen neuen Finanzgeschäftsführer gibt es wohl noch nicht; womöglich will man in der Jägerstraße den Umbau abwarten, um die Zuständigkeiten bei der Gelegenheit noch einmal neu zu verteilen.

Immerhin: „Die Nachfolge für den Bereich Wirtschaft, Soziales und Verträge wird nach jetzigem Stand zum Zeitpunkt des Ausscheidens von Herrn Resch geregelt sein.“ Der Kassenexperte geht offiziell zum Jahresende, wird aber dem Vernehmen nach mindestens im ersten Quartal noch für die ABDA tätig sein.

Die Gründe für den Umbau bleiben vorerst im Dunkeln: Vielleicht geht es ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz um eine Entschlackung. Die Strukturen sind selbst für Eingeweihte nicht leicht zu durchschauen: Die ABDA in der Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist eine Zweckgemeinschaft – ein vertraglicher Zusammenschluss mehrerer formal voneinander unabhängiger Unternehmen.

Unabhängig sind die ABDA-Firmen, weil sie nicht zu einer gemeinsamen Holding gehören, sondern von Treuhändern aus Kammern und Verbänden geführt werden: die WuV von Dr. Hans-Peter Hubmann (LAV Bayern), Axel Pudimat (LAV Mecklenburg-Vorpommern) und Thomas Benkert (LAK Bayern), der Govi-Verlag von Dr. Christian Belgardt (LAK Berlin), Magdalene Linz (LAK Niedersachsen) und abermals Hubmann. Treuhänder der VGDA sind Jens Dobbert (LAK Brandenburg), Claudia Berger (LAV Saarland) und Ronald Schreiber (LAK Thüringen).

Umgekehrt hält beispielsweise die WuV wiederum seit 1991 treuhänderisch für die ABDA das Grundstück in Eschborn, das – genauso wie das Grundstück in Berlin – über einen Fonds finanziert wurde, der wiederum von der VGDA verwaltet wird.

Aufgrund dieser besonderen Struktur gilt die ABDA heute nicht als Konzern – im Haushalt sind nur die Buchwerte für die Beteiligungen ausgewiesen sowie Gebühren und gelegentlich Erträge, wenn die Tochterfirmen angezapft werden.

So gesehen könnte eine Entflechtung der Strukturen zu Einsparungen führen. Das muss aber nicht zwangsläufig zu mehr Transparenz führen. Die ABDA-Spitze ist nach eigener Auffassung keine Rechenschaft für die wirtschaftenden Töchter schuldig: „Die Vermögensverwaltung hat nichts mit dem Vereinshaushalt zu tun“, hatte Schmidt schon bei der Debatte um die Zukunft des Apothekerhauses klar gemacht.

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