„Wo sind die Mandatsträger?“

Berlin -

Bei der Leitbild-Debatte halten sich nicht nur die Apotheker an der Basis zurück, sondern auch die Standesvertreter. Unerträglich, findet die ehemalige Vizepräsidentin der Apothekerkammer Berlin, Annette Dunin von Przychowski: „Wie will man informativ und effizient diskutieren, wenn sich alle anderen Mandatsträger fein raushalten?“

In Berlin hätten sich bisher nur je ein Vorstandsmitglied von Kammer und Verband an der Diskussion beteiligt, so Dunin von Przychowski. „Will man hier nur die Moderatorenrolle übernehmen, nachdem man dieser Leitbilddiskussion zugestimmt hat? Vielleicht um hinterher sagen zu können, so habe ich das ja gar nicht gewollt, aber die Basis (das Dutzend) wollte es so?“

Dunin von Przychowski hat selbst zwölf der aktuell 92 Einträge in Berlin verfasst. Dass die Debatte so schleppend vorangeht, stellt ihrer Meinung nach das Leitbild insgesamt in Frage: Denn ohne Mitwirken der Basis fehle für ein solches Vorhaben die Grundlage.

„Die ABDA ist nicht Nike, sie ist nicht die Führungsebene eines weltweit operierenden Großkonzerns“, kritisiert die Apothekerin. „So hat sie gar nicht die Legitimation, so ein Leitbild für einen unabhängigen, eigenverantwortlichen Einzelbetrieb festzulegen. Schon gar nicht, wenn sich Vorsitzende und Präsidenten und ihre Stellvertreter aus dieser Diskussionsplattform heraus halten!“

Problematisch findet Dunin von Przychowski auch, dass das Leitbild nur für den Bereich der Offizin-Apotheke gelten soll. Wenn überhaupt, mache ein Leitbild nur Sinn, wenn es für alle Apothekerinnen und Apotheker erstellt werde. Ein Berufsbild sei es deswegen noch lange nicht.

„Wir brauchen die ABDA als Sprachrohr aller Apotheker/innen! Und hier sind wir im Gegensatz zu den Ärzten gut aufgestellt“, so Dunin von Przychowski. „Wir sind sehr nah dran, den guten Eindruck, den die ABDA bisher nach außen hat, extrem stark zu gefährden, ganz zu schweigen von unseren Kolleginnen und Kollegen, die bei einer Abfrage, ob sie tatsächlich überhaupt ein Leitbild haben wollen, mehrheitlich wahrscheinlich das Ganze für überflüssig bis total verkehrt halten.“

Nach zwei Wochen Debatte wurden bis zum Wochenende bundesweit weniger als 800 Kommentare abgegeben; die Zahl der Teilnehmer ist in vielen Kammerbezirken einstellig. Die Apotheker können sich noch bis Freitag an der Leitbild-Diskussion beteiligen. Danach werten die Kammern die Ergebnisse einzeln aus und fassen sie zu einem Meinungsbild zusammen.