Erst die „gewisse Larmoyanz“, dann die „kleinen Buden“ – ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat zuletzt mit einigen unglücklichen Aussagen seine Kollegen vor den Kopf gestoßen. Schmidt fühlt sich missverstanden oder aus dem Zusammenhang zitiert. Die selbsternannte Basis in Westfalen-Lippe hat trotzdem noch Fragen und lädt den Präsidenten zum Dialog ein: Der neue Verein „Interessengemeinschaft Deutscher Apothekerinnen und Apotheker“ (i-DAA-WL) will möglichst zeitnah eine Podiumsdiskussion mit Schmidt veranstalten.
Schmidt hatte bei einer Veranstaltung in der vergangenen Woche gegenüber Pharmaziestudenten den Rat gegeben, beim Schritt in die Selbstständigkeit eine große Apotheke zu übernehmen. Denn um das künftige Leistungsspektrum abdecken zu können, reiche eine „Ein-Mann-Show“ nicht.
Mit dieser Aussage hat der ABDA-Präsident einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, aber auch Zustimmung für seine Offenheit erhalten. „Wir möchten Herrn Schmidt die Gelegenheit geben, sich zu äußern. Schließlich hat er eine Debatte eröffnet, die 30 bis 50 Prozent der Kollegen sehr bewegt, weil es sie unmittelbar betrifft“, sagt i-DAA-WL-Sprecher Norbert Mertens.
Der Inhaber der Delphin-Apotheke in Paderborn findet die Aussage unglücklich: „Dass das ein besonders integrativer Ansatz war, vermag ich nicht zu erkennen.“
Die Diskussionsrunde soll möglichst schon im Juni in Berlin oder Dortmund stattfinden. „Wir wollen nicht bis zum Deutschen Apothekertag warten, sondern mit Herrn Schmidt jetzt besprechen, wohin es mit der Apotheke aus seiner Sicht geht“, so Mertens. Die Apotheker bräuchten jetzt einen „Visionär“ an der Spitze, so der i-DAA-Sprecher.
Mertens will mit Schmidt einen Termin für die öffentliche Debatte vereinbaren. Ob der sich darauf einlässt, bleibt abzuwarten: Zwar hat der ABDA-Präsident immer wieder den Austausch mit den „Protestapothekern“ gesucht. Doch eine gemeinsame Veranstaltung mit der i-DAA könnte in der Jägerstraße auch als verfrühter Ritterschlag verstanden werden. Immerhin strebt der neue Verein ganz offiziell die Aufnahme in die ABDA an.
Selbstbewusst genug sind die Protestler aus NRW: Die Mitgliedszahlen sind zwar offenbar noch so überschaubar, dass sie vorerst nicht kommuniziert werden. Man sei aber eine sehr dynamische Gruppe. „Die Aktivität im Apothekerverband spiegelt sich im Vergleich nicht in den Mitgliedszahlen“, so Mertens.
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