Kommentar

ABDA: Rette sich, wer kann

, Uhr aktualisiert am 25.06.2014 14:16 Uhr
Berlin -

Die Turbulenzen um das Apothekerhaus sind für die ABDA ein Fiasko. Zu teuer, zu unfunktional, zu viele Baustellen. Die Probleme sind nicht neu, aber sie lassen sich offenbar nicht länger unter den Teppich kehren. Hinter den denkmalgeschützten Fassaden versuchen Haupt- und Ehrenamt, sich in Sicherheit zu bringen. Die Risse im Apothekerhaus stehen sinnbildlich dafür, wie es um die Standesvertretung der Apotheker bestellt ist.

Mit dem bizarren Vorschlag der Aufstockung eines Hauses mit Rissen, aber ohne Fluchtwege soll offenbar von den eigentlichen Problemen abgelenkt werden: Solange ein Betrag von 26 Millionen Euro im Raum steht, lässt sich eine Investition von 11,5 Millionen Euro leichter verkaufen. Auch wenn das immer noch der Hälfte des Kaufpreises und fast einem gesamten Jahresetat der ABDA entspricht.

Dabei kennen die Standesvertreter die Materie – auch wenn jetzt viele überrascht tun. Schon das Nein zum Kauf des Nachbargrundstücks vor drei Jahren war eine gemeinsame Entscheidung: Die Mitgliederversammlung fürchtete damals schlichtweg den Protest der AMNOG-gebeutelten Basis.

Im Februar 2013 holten sich ABDA-Geschäftsführung und Geschäftsführender Vorstand von den Kammerpräsidenten und Verbandschefs das Plazet für den Erhalt und Ausbau des Apothekerhauses. Der Gesamtvorstand stimmte für die Prüfung des „Aufstockungsprojekts“. Ende Mai nickten die Funktionäre die Beschlussempfehlung über zwei zusätzliche Stockwerke mehrheitlich ab.

Das Manöver hat also ganz offensichtlich nur einen einzigen Zweck, nämlich großes Theater für die Basis zu bieten. Dabei riskiert die ABDA ihre eigene Glaubwürdigkeit: Wer auf solche Weise versucht, Managementfehler bis hin zum Verlustgeschäft zu kaschieren, der droht die Basis für immer zu verlieren.

Vermutlich hätte kein Apotheker etwas gegen eine ehrliche und eindeutige Absage an das einstige Prestigeobjekt. Doch bei der ABDA sind seit jeher die Seilschaften zu berücksichtigen. Ein Verkauf des Mendelssohn-Palais würde für viele ehemalige und amtierende Ehrenamtler einen Gesichtsverlust bedeuten – allen voran ABDA-Ehrenpräsident Hans-Günter Friese. Das Versorgungswerk der Kammer Westfalen-Lippe finanzierte zum Beispiel die ABDA-Immobilie in Eschborn.*

So schwiegen die Ausschüsse, bis sich das Thema seinen Weg ans Licht suchte. Auf die versprochene Transparenz wartet man bei der ABDA und ihrem derzeitigen Präsidenten Friedemann Schmidt vergebens. Nur unverbindliche Themen wie das Leitbild werden zum Apothekertag getragen; die Entscheidung über Millioneninvestitionen oder -verluste werden weiterhin in Hinterzimmern ausgekungelt.

Dass Schmidt sein Amt überwiegend als das eines „ABDA-Moderators“ interpretiert, rächt sich jetzt. Eine klare Positionierung wäre auch ohne laute Töne möglich. Doch angesichts der Risiken traut sich niemand, dieses Vakuum auszufüllen. Stattdessen werden Notwendigkeiten inszeniert, die nicht nur den Preis drücken, sondern einmal mehr die Funktionsfähigkeit der Standesvertretung in Frage stellen.

Denn es geht um weit mehr als Risse und Brandwege in einem unfunktionalen Gebäude. Wer derart verantwortungslos mit Investitionen und Mitarbeitern umgeht, der kann auch die Interessen eines Berufsstandes nicht seriös vertreten. Die Kritik der Politik zahlt genau darauf ein: Die Apotheker haben immer neue Forderungen, ohne ihre alten Versprechen zu erfüllen, so der auch öffentlich geäußerte Vorwurf.

* Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hatte es geheißen, die AKWL habe den Kauf des Apothekerhauses mit einem Grundschulddarlehen ermöglicht. Korrekt ist, dass das Versorgungswerk der AKWL das Apothekerhaus in Eschborn mitfinanziert hat. Dieser Kredit lief ab 1993 zunächst für zehn Jahre und wurde bis 2010 verlängert. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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