Forderungen verschärft

ABDA: 8-Punkte-Plan gegen Lieferengpässe

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Berlin -

Der Geschäftsführende Vorstand der ABDA hat sich heute auf einen 8-Punkte-Katalog zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei Arzneimitteln verständigt.

Das sind die Forderungen:

  • Lieferengpässe müssen vom pharmazeutischen Unternehmen und Großhandel verpflichtend bekanntgegeben werden.
  • Sämtliche Akteure müssen in ein zentrales Informationssystem eingebunden werden.
  • Mehrfachvergaben von Rabattverträgen mit mehreren Wirkstoffherstellern sind vorzuschreiben.
  • Die Produktion von Wirkstoffen und Arzneimitteln soll unter hohen Umweltschutz- und Sozialstandards wieder verstärkt in der EU stattfinden.
  • Für Patienten dürfen durch Lieferengpässe keine höheren Aufzahlungen wegen Festbeträgen und Zuzahlungen entstehen.
  • Apotheken brauchen definierte Spielräume beim Management von Lieferengpässen und Rechtssicherheit vor Retaxationen.
  • Der Mehraufwand in Apotheken muss honoriert werden.
  • Exporte von versorgungsrelevanten Arzneimitteln sollen bei Lieferengpässen beschränkt werden können.

„Die Lieferengpässe in den Apotheken nehmen immer größere Ausmaße an“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt: „Der zeitliche und organisatorische Mehraufwand für das pharmazeutische Personal, um Alternativmedikamente vom Großhandel zu beschaffen oder Rücksprache mit dem Arzt zu halten, ist nur eine Seite des Problems. Wenn Patienten mit ständig wechselnden Präparaten konfrontiert oder auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden müssen, führt das zu großer Verunsicherung und kann das Therapieergebnis verschlechtern.“

Schmidt weiter: „Wir fordern die Politik auf, die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen zügig so zu verändern, dass wir wieder Versorgungssicherheit bekommen. Nicht alles kann sofort passieren, aber es muss endlich ein Anfang gemacht werden.“

Laut einer aktuellen Berechnung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) waren im ersten Halbjahr 7,2 Millionen Medikamente nicht verfügbar. Im Gesamtjahr 2018 waren es 9,3 Millionen Packungen; im Jahr 2017 waren es dagegen nur 4,7 Millionen.

ABDA-Vize Mathias Arnold hatte vor Kurzem Lieferengpässe als „dauerndes Ärgernis“ bezeichnet. Zwar ließen sich viele knappe Arzneien durch andere Medikamente ersetzen, doch das bleibe nicht ohne Folgen, warnte er. „Das sind nicht die Mittel, auf die die Patienten eingestellt sind und nicht zwingend die, die sie am besten vertragen.“

Besonders Präparate mit geringer therapeutischer Breite seien ein Problem: „Wenn Firma B die Pillen anders presst, macht das schon einen Unterschied.“ Patienten müssten dann von ihrem Arzt anders eingestellt werden. Arnold kritisierte die Rabattverträge: „Wenn es zu Problemen bei einem Hersteller kommt, stehen kaum Alternativen zur Verfügung.“

Arnold brachte auch das Exportverbot schon ins Spiel; ein solcher Vorschlag war bereits beim Deutschen Apothekertag diskutiert worden. Oft würden Medikamente aus Deutschland nach Großbritannien oder Schweden verkauft, wo die Arzneipreise höher sind. „Das Problem ist, dass die Arzneipreise reguliert sind, aber der Handel ist frei.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will stärker gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln in Apotheken vorgehen. Die Koalition plant daher Neuregelungen, damit der Bund weitgehender in die Verteilung von Arzneimitteln eingreifen kann als bisher. Ziel ist demnach auch, Medikamente in Europa statt in Übersee zu produzieren. Als Gegenmaßnahme strebt Spahn unter anderem eine Meldepflicht an. Damit soll Pharmafirmen und Großhändler vorgeschrieben werden, die Bundesbehörden über Lagerbestände und drohende Lieferengpässen bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln zu informieren.

Gesundheitspolitiker von Union und SPD haben einen Änderungsantrag zum Faire-Kassenwettbewerb-Gesetz (GKV-FKG) mit fünf Vorschlägen vorgelegt: Apotheker sollen künftig Rabattarzneimittel nach 24-stündiger Lieferunfähigkeit gegen ein wirkstoffgleiches Arzneimittel austauschen können.

Erweitert werden die Kompetenzen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Der dort angesiedelte Jour Fixe zu Lieferengpässen soll zu einem Beirat ausgebaut werden. Regelmäßig erörtern in Bonn Vertreter der Herstellerverbände, des Großhandels, der Ärzte- und Apothekerschaft sowie Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sowie von BfArM und Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sowie der für die Überwachung des Arzneimittelverkehrs zuständigen Landesbehörden Maßnahmen, um versorgungsrelevante Lieferengpässe zu vermeiden oder deren Auswirkungen abzumildern

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