Hoher Zeitaufwand für weniger Geld

8 Minuten pro Impfzertifikat

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Berlin -

Statt 18 soll es künftig nur noch 6 Euro pro Impfzertifikat geben. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sind die Abläufe eingespielt und der Aufwand nicht größer als bei der Abgabe eines Arzneimittels. Doch eine aposcope-Umfrage zeigt: Das Ausstellen der Zertifikate ist nach wie vor zeitintensiv.

Laut aposcope-Umfrage unter 300 verifizierten PTA und Apotheker:innen stellen 92 Prozent der Apotheken derzeit Impfzertifikate aus. Der Start war mehr als holprig. 91 Prozent gaben an, mit technischen Problemen gekämpft zu haben. Und 56 Prozent hatten Probleme mit der Bewältigung des ersten Kundenansturms. Mit gefälschten Impfnachweisen mussten sich dagegen lediglich 4 Prozent auseinandersetzen.

Bei der Mehrzahl der ausgestellten Zertifikate handelt es sich um kombinierte Erst- und Zweitimpfungen: Durchschnittlich wurden davon unter den befragten Apotheken seit Beginn rund 700 Stück ausgestellt. Dazu kamen 50 Zertifikate für Erst- und 23 Zertifikate für Zweitimpfungen. Laut Umfrage liegt der Zeitaufwand je Zertifikat bei fünf bis acht Minuten. Im Durchschnitt sind zwei bis drei Mitarbeiter:innen mit dem Ausstellen beschäftigt, neun von zehn Apotheken haben kein bestimmtes Zeitfenster, in dem die digitalen Impfnachweise für Kund:innen ausgestellt werden.

Die geplante Absenkung der Vergütung finden knapp drei von vier Befragten zu hoch (71 Prozent). Nur 14 Prozent halten den neuen Betrag von 6 Euro für angemessen, weitere 8 Prozent finden auch den noch zu hoch. Nichtsdestotrotz wollen 86 Prozent auch in Zukunft digitale Impfzertifikate ausstellen, nur 7 Prozent wollen das Angebot einstellen.

Generell wird die Einführung kritisch bewertet: Neun von zehn Befragten finden, dass die Apotheken ins kalte Wasser geworfen wurden, 81 Prozent finden den Start verfrüht und schlecht vorbereitet. 79 Prozent halten das Ganze für eine Schnellschussreaktion, die dem Wahlkampf dient, 76 Prozent finden, dass die Apotheken ausgenutzt wurden. Und mehr als das: 89 Prozent finden, dass die Absenkung des Honorars die Apotheken in ein schlechtes Licht rückt – ähnlich wie bei den Masken.

Dabei werde das Geld gar nicht bei den Apotheken verbrannt, sondern durch die verspätete Ausstellung seitens der Impfzentren (81 Prozent). Idealerweise hätten Impfnachweise erst in der Apotheke ausgestellt werden sollen, wenn alle Impflinge ihre Codes von den Praxen und Impfzentren zugeschickt bekommen hätten, um so Dopplungen zu vermeiden (69 Prozent).

Bei den Bürgertestungen ergibt sich ein anderes Bild: 58 Prozent beteiligen sich laut Umfrage nicht; 38 Prozent machen mit, weitere 12 Prozent bieten außerdem Schnelltests für Selbstzahler an. Eingesetzt werden in acht von zehn Fällen PoC-Antigentests, der Rest entfällt auf Schnelltests unter Aufsicht oder beides. Pro Tag werden im Durchschnitt 30 Tests durchgeführt, allerdings gibt es hier deutliche Ausreißer nach oben.

Obwohl auch hier 65 Prozent der befragten Kolleg:innen die Absenkung des Honorars für zu hochhalten, wollen 60 Prozent der testenden Apotheken weiterhin Schnelltests anbieten. 19 Prozent wollen aussteigen, als Gründe werden neben dem gesenkten Honorar (61 Prozent) vor allem der zusätzliche Bürokratieaufwand (48 Prozent) und die nötige Anbindung an die Corona-Warn-App (39 Prozent) genannt. 77 Prozent rechnen damit, dass es wegen der Absenkung des Honorars und des gestiegenen Dokumentationsaufwands weniger Testzentren geben wird und dass dies das Auftreten der vierten Welle begünstigen wird.

Auch die Abda erntet Kritik: 74 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass diese beim Honorar für Tests und Impfnachweise versagt habe. Und 63 Prozent hätten es lieber gesehen, wenn das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zusammen mit dem RKI eine offizielle Lösung zur Ausstellung der Zertifikate angeboten und nicht dem Deutschen Apothekerverband (DAV) als Monopolisten überlassen hätte.

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