Arzneimittel-Report

700 Millionen Euro für 20 Arzneimittel Désirée Kietzmann, 09.06.2010 15:24 Uhr

Berlin - 

Originalpräparate zur Behandlung von Krebs, Rheuma und Multiple Sklerose gehören zu den stärksten Kostentreibern bei den Krankenkassen. Dies geht aus dem neuen Arzneimittel-Report der Barmer GEK hervor. Bei den Immunsuppressiva sind die Kosten bei den beiden fusionierten Kassen am stärksten gestiegen - um 27 Prozent auf 41,8 Millionen Euro.

Die Ausgaben für Psycholeptika und Antieplieptika sind jeweils um 26 Prozent gestiegen. Dem größten Rückgang gab es bei den Impfstoffen: Die Ausgaben sanken von hohem Niveau um 52 Prozent auf 2,1 Millionen Euro. Insgesamt sind die Ausgaben für Arzneimittel um etwa 6 Prozent angestiegen.

Von den rund 3,7 Milliarden Euro, die Barmer und GEK 2009 für Arzneimittel ausgegeben hatten, entfallen rund 20 Prozent (700 Millionen Euro) auf die 20 umsatzstärksten Arzneimittel: Zu den teuersten Arzneimitteln gehören die TNF-alpha-Inhibitoren Humira (Adalimumab) und Enbrel (Etanercept) sowie das Multiple-Sklerose-Präparat Rebif (Interferon beta-1a). Sie verursachten 2009 insgesamt Kosten von mehr als 161 Millionen Euro.

Gesundheitsökonom Professor Dr. Gerd Glaeske, der den Report für die Kassen erstellt hat, kritisierte, dass von den neu eingeführten Präparate rund 40 Prozent ohne zusätzlichen Nutzen seien. „Diese Arzneimittel verstopfen den Markt“, so Glaeske.

Er sprach sich dafür aus, die Hersteller vom ersten Tag der Zulassung an zu Kosten-Nutzen-Studien zu verpflichten. Die von der Regierung geplanten Verhandlungen zwischen Herstellern und Kassen hält Glaeske für falsch: „Es kann nicht sein, dass man sich mit Rabattverträgen die Kosten-Nutzen-Bewertung wegkaufen kann“, so der Gesundheitsökonom.

Insbesondere die Zunahme von Biologicals sieht Glaeske mit Sorge: „Die Zeit der chemisch synthetisierten Neuarzneimittel läuft aus“, so Glaeske. Innovationen seien stattdessen zunehmend biotechnologische hergestellt. Im Gegensatz zu klassischen Me-too-Präparaten falle der Vergleich des Nutzens schwerer. „Der Markt wird schon jetzt von Solisten dominiert“, so Glaeske. So machten 2,5 Prozent der Vordnungen rund 26 Prozent des Umsatzes aus.

Die Zahl der Verordnungen insgesamt ist im vergangenen Jahr um 2 Prozent gestiegen. Pro 100 Versicherten wurden im Schnitt 871 Arzneimittelpackungen verschreiben, ob der Anteil der Verordnungen bei den Frauen größer war als bei den Männern. Im aktuellen Report wurden Daten der ehemaligen Einzelkassen Barmer und GEK zusammengefügt.