Auch im vergangenen Jahr setzte sich der Trend des Apothekensterbens fort. Nachdem die Kammern Nordrhein und Thüringen bereits einen Rückgang vermeldeten, verzeichnet auch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) zum Jahresende weitere Schließungen. Insgesamt zählt die Kammer 57 Apotheken weniger als noch zu Jahresbeginn.
„Im Jahr 2024 schlossen 65 Apotheken ihre Pforten, nur acht wurden eröffnet. Damit haben wir im Jahr 2024 unterm Strich 57 Apotheken verloren“, erklärt AKWL-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. „Der traurige Trend geht weiter.“ Vor 15 Jahren hätten noch 2230 Apotheken die Region versorgt. Insgesamt gibt es zum Jahresbeginn nun laut Kammer nur noch 1654 Betriebe – ein Rückgang von 26 Prozent.
Im vergangenen Jahr wurden lediglich acht Apotheken neu eröffnet, drei in Münster sowie je eine in Coesfeld, Arnsberg, Nordwalde, Gladbeck und Witten. Gleichzeitig mussten jedoch 65 Apotheken schließen, darunter vier in Münster und jeweils drei in Bielefeld, Detmold, Hagen, Bochum und Gelsenkirchen. Je zwei Apothekenschließungen waren in Bad Oeynhausen, Dorsten, Gütersloh, Lübbecke, Menden und Schwerte zu verzeichnen, in 34 weiteren Städten und Gemeinden je eine weitere.
Die Schließungen von Apotheken würden viele Menschen hart treffen, insbesondere in Bezug auf die Rund-um-die-Uhr-Versorgung, warnt die Kammer. Die Notdienstbelastung für die verbliebenen Apotheken sei zudem ohnehin in vielen Fällen hoch. Die Zahl der Dienste könne nicht unendlich erhöht werden. „Weniger Apotheken führen unweigerlich dazu, dass unterm Strich die Wege zum Notdienst weiter werden“, erklärt Walter.
Die Gründe für die Schließungen von Apotheken seien vielfältig. Zwar spielten auch Personalprobleme sowie die abnehmende Bereitschaft junger Menschen, eine Apotheke in Eigenregie zu führen, eine Rolle. „Am Ende sind es aber immer wirtschaftliche Gründe, die dazu führen, dass Apotheken nicht weitergeführt werden“, stellt Walter klar.
Das Problem seien die politischen Rahmenbedingungen, die hinter den Schließungen stehen. „Eine Steigerung dieses Honorars gab es zuletzt vor über zehn Jahren. Nicht mal einen Inflationsausgleich hatte Bundesgesundheitsminister Lauterbach geplant, lediglich eine Reform, die die Versorgung nachhaltig gefährdet hätte“, so Walter.
„Welche Partei wen auch immer zum Bundesgesundheitsminister macht, muss mit einem Soforthilfepaket die Apotheken vor Ort und damit die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung stabilisieren“, fordert Walter. Denn eine Apotheke sei kein Geschäft wie jedes andere. „Es geht um beratungsbedürftige Arzneimittel. Es geht aber auch um die Erhaltung von Orten, die jede Bürgerin und jeder Bürger betreten kann: Ohne Ansehen der Person und ohne Termin wird geholfen. Schließt eine Apotheke, bedeutet dies einen Sozialabbau vor Ort.“
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