Der Thüringer Landtag verzeichnet eine neue Höchstmarke bei Unterschriften für Online-Petitionen. Knapp 64.000 Menschen haben eine im August von der Landesapothekerkammer (LAKT) gestartete Online-Petition gegen die Apothekenreformpläne von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterzeichnet. Damit ist es die Einzelpetition mit den meisten Unterschriften, wie ein Landtagssprecher bestätigte.
Mehr als 60.000 Mitzeichnungen hat die Petition „Gesundheitsversorgung in Thüringen sichern. Apotheken retten.“ erreicht. „Das Ergebnis ist schlicht überwältigend“, freut sich Danny Neidel, Geschäftsführer der LAKT, der die Petition im Auftrag der Berufsvertretung der Thüringer Apothekerinnen und Apotheker eingereicht hat. „Im Moment bin ich erst einmal wahnsinnig glücklich über dieses beeindruckende Signal der Menschen, denen die Gesundheitsversorgung in unserem Land wichtig ist. Nun sind die Parteien des Thüringer Landtages gefordert, sich mit den Anliegen unserer Petition zu befassen, für die so unglaublich viele mitgezeichnet haben.“
Mit der Petition werden der Landtag und die neue Landesregierung aufgefordert, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die das Land Thüringen hat, um die vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplanten Änderungen im Apothekenrecht zu stoppen, die die Qualität der Arzneimittelversorgung und ihre Sicherheit untergraben. „Thüringen ist aufgefordert, nein zu sagen, wenn eine Apotheke ohne Apothekerin möglich werden soll, und damit ein richtungweisender Schritt hin zur Kommerzialisierung der Arzneimittelversorgung und weg von der inhabergeführten öffentlichen Apotheke getan werden soll“, so Neidel. „Die Menschen wollen die sichere Arzneimittelversorgung durch die Apotheke vor Ort, in der Apothekerinnen und Apotheker persönlich die Verantwortung für die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten übernehmen.“
Das zweite wesentliche Anliegen ist die Modernisierung des Instituts für Pharmazie. Landtag und Landesregierung sollen dieses Vorhaben mit viel Energie vorantreiben und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Universität Jena den personellen Rahmen für eine Erweiterung der Kapazitäten schaffen kann. „Die Demographie stellt uns vor riesige Herausforderungen, gerade in der Gesundheitsversorgung. Viele Apotheken in Thüringen stehen auf der Kippe, weil Apothekerinnen und Apotheker fehlen, die sie weiterführen können. Gut die Hälfte der Apothekenleiter ist älter als 50 und wird in den nächsten 15 Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden. Um sie zu ersetzen, brauchen wir gut ausgebildete Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, die am besten hier bei uns in Thüringen studiert haben und eine Beziehung zu Thüringen aufgebaut, hier eine Heimat gefunden haben.“
Hat eine Petition innerhalb von sechs Wochen ein Quorum von 1500 Mitzeichnungen erreicht, haben die Antragsteller ein Recht darauf, ihr Anliegen in einer öffentlichen Anhörung des Thüringer Landtages dem Petitionsausschuss, den Fachpolitikerinnen und -politikern und dem zuständigen Ministerium vorzutragen. Für die Petition der Apothekerinnen und Apotheker sind mit Stand 8. Oktober 63.967 Mitzeichnungen registriert, also das 42-Fache. Bisheriger Spitzenreiter war eine Petition für eine bessere Personalausstattung in den Kindergärten mit fast 18.000 Unterzeichnern.
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