Rund 35 Apotheker haben am Vormittag in Kiel gegen die geplante Anpassung des Apothekenhonorars protestiert. Gegenüber vom Landtag wurde am Apothekerhaus ein Banner mit dem Slogan „Wir sind MehrWert!“ enthüllt. Mit Tröten machten die Apotheker lautstark auf sich aufmerksam. Einige hatten selbst gebastelte Poster mitgebracht. Die Apotheker zogen nicht nur das Interesse von Passanten auf sich, auch Politiker auf dem Weg in den Landtag wurden auf die Aktion aufmerksam.
Die Apothekerkammer und der -verband Schleswig-Holstein hatten ihre Mitglieder gestern zu der Aktion aufgerufen. Mit dem Verlauf sind die Organisatoren zufrieden: Für die Kürze der Zeit sei diese Beteiligung gut, sagte Verbandsvorsitzender Dr. Peter Froese. Innerhalb von vier Tagen hatten die Apothekervertreter Flyer, Plakate und das Banner entwickelt. Laut Kammerpräsident Gerd Ehmen sei es höchste Zeit gewesen, schließlich ende am Freitag die Stellungfrist zu der geplanten Honoraranpassung.
Mit den Flyern soll das Apothekerhonorar den Apothekenkunden näher gebracht werden. Fixhonorar und Kassenbschlag werden mit Hilfe eines Glücksspiels verständlich gemacht. Die ABDA hatte zwar schon Flyer entworfen, diese habe man aber als „etwas unglücklich“ empfunden und sie „übersetzt“, erklärte Froese. Etwa 35.000 Flyer wurden am Dienstagabend an die Apotheken in Schleswig-Holstein versandt. Ab morgen sollen sie ausgelegt werden.
Die Aktion scheint auch in Richtung Politik erste Erfolge zu zeigen. Am Mittwochmorgen bekam die Kammer ein Antwortschreiben von der schleswig-holsteinischen Sozialministerin Kristin Ahlheit (SPD). Ein Treffen ist für Anfang September vorgesehen.
Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski sieht in der Reaktion der Politikerin eine Bestätigung, dass Ahlheit die Argumente der Apotheker ernst nimmt. „Ich bin mit dem politischen Echo sehr einverstanden“, so Jaschkowski. Auch Froese ist zuversichtlich: „Wir haben nun die Aufmerksamkeit des Ministeriums.“ Man sei zwar auch mit Berliner Politikern im Gespräch, erst einmal werde man aber landesweit den Stein ins Rollen bringen. Für bundesweite Aktionen sei die ABDA zuständig, so Froese.
Trotzdem hat Dr. Thomas Friedrich, Geschäftsführer des Verbandes, Zweifel, dass man an der von Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) vorgesehenen Erhöhung des Fixhonorars noch rütteln kann. Rösler befände sich in einer Art „Sandwich-Position“: Da ihm vorgeworfen werde, Klientelpolitik für die Apotheker zu betreiben, könne er sich politisch nicht bewegen, so Friedrich. Kammer und Verband wollen sich deshalb für eine Pauschale für den Nacht- und Notdienst einsetzen. Auch in anderen Bundesländern arbeite man derzeit an Aktionen, so Friedrich.
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