Honorarverhandlungen

2,7 Milliarden Euro mehr für Ärzte dpa/APOTHEKE ADHOC, 29.08.2008 13:37 Uhr

Berlin - 

Der Streit über die Honorare für die rund 145.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten ist beigelegt. Die Vergütungen der niedergelassenen Ärzte steigen nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im nächsten Jahr um mindestens 2,7 Milliarden Euro. Darauf verständigte sich die KBV am Donnerstagabend mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Zunächst war von 2,5 Milliarden die Rede gewesen.

Nach dem Verhandlungsabschluss steigt das Honorarvolumen für die Mediziner im Vergleich zum jetzigen Budget um gut zehn Prozent. Der Abschluss dürfte Versicherte und Arbeitgeber 0,28 Beitrags-Prozentpunkte zusätzlich kosten, wie KBV-Chef Andreas Köhler sagte. Die Krankenkassen kritisieren den gegen ihre Stimme erfolgten Beschluss: „Diese massive Honorarerhöhung werden leider alle Versicherten deutlich in ihren Portemonnaies spüren“, erklärte ein Kassen-Sprecher. Die Ärzte hatten ursprünglich ein Honorarplus von 4,5 Milliarden Euro für die 145.000 niedergelassenen Ärzte gefordert. Einen Aufschlag von 2,5 Milliarden hatte die Politik selbst ins Gespräch gebracht und damit die Kassen unter Druck gesetzt.

Der Hartmannbund nannte das Ergebnis einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Bisher seien lediglich Minimalforderungen diskutiert worden. Der Präsident der „Freien Ärzteschaft“, Martin Grauduszus, sprach von einer „seit langem überfälligen Nachzahlung“. Der Verband der niedergelassenen Ärzte, der NAV-Virchow-Bund, warf der KBV dagegen vor, sie habe zu wenig herausgeholt. Die FDP sieht in dem Honorarplus „eine teure Marketingmaßnahme“ der Bundesregierung.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) begrüßte den Abschluss. Das Ergebnis zur Vergütung stelle eine kräftige Erhöhung der Honorare für die niedergelassenen Ärzte dar. „Wir erwarten, dass sich dies durchgängig in einer qualitativ hohen und guten Versorgung für die Versicherten niederschlägt“, so Schmidt. Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Dr. Karl Lauterbach hielt dagegen: „Wir werden große Schwierigkeiten haben, das zu finanzieren.“ Statt des „Honorarzuwachses mit der Gießkanne“ hätte er sich „eine Honorarreform gewünscht, bei der bessere Qualität besser bezahlt wird“, sagte Lauterbach der „Passauer Neuen Presse“.