BMG: 26 Millionen Dosen Grippeimpfstoff Patrick Hollstein, 26.07.2022 09:58 Uhr
Mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) wird nicht nur gespart. Eine Regelung sieht auch ein zusätzliches Ausgabenvolumen von bis 75 Millionen Euro für Grippeimpfstoffe vor. Die Dosen hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) schon fest einkalkuliert.
Für die Saison 2022/2023 wurden laut BMG circa 17,5 Millionen Dosen Grippeimpfstoffe vorbestellt. „Die geplanten Produktionsmengen aller Hersteller liegen insgesamt bei circa 26 Millionen Dosen Grippeimpfstoffen“, so eine Sprecherin auf Nachfrage. Damit würde selbst der vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) errechnete Gesamtbedarf von circa 21 Millionen Dosen noch übertroffen. „Für die Versorgung mit Grippeimpfstoffen dürfte somit ausreichend Impfstoff eingeplant sein und zur Verfügung stehen.“
Keine nationale Reserve
Die Auslieferung erfolge im Rahmen der Regelversorgung bedarfsbezogen durch die Ärzte- und Apothekerschaft. Eine zusätzliche Beschaffung von Grippeimpfstoffen durch das BMG ist laut Sprecherin für die Saison 2022/2023 nicht vorgesehen.
Mit dem GKV-FinStG wird stattdessen – wie in den beiden Vorjahren – eine zusätzliche Reserve bei Grippeimpfstoffen in Höhe von 30 Prozent eingeplant. Nach der bisherigen Regelung in § 132e Sozialgesetzbuch (SGB V) war dieser Umfang nur für die Jahre 2020 und 2021 geplant und hätte danach eigentlich wieder auf 10 Prozent sinken sollen. Eine entsprechende Regelung findet sich auch in § 106b zur Wirtschaftlichkeit von Bestellungen seitens der Ärztinnen und Ärzte.
„Die Abschätzung des tatsächlichen Bedarfs an Grippeimpfstoff für die Grippesaison 2022/2023 ist aufgrund der Covid-19-Pandemie erheblich erschwert“, heißt es zur Begründung. Die Mehrausgaben beziffert der Entwurf auf bis zu 50 Millionen Euro einschließlich Mehrwertsteuer sowie die Mehrausgaben für die ärztliche Vergütung auf bis zu 25 Millionen Euro.
So viele Dosen wie 20/21
Mit 26 Millionen Dosen steht so viel Impfstoff zur Verfügung wie in der Saison 2020/21; vor Beginn der Corona-Pandemie wurden pro Jahr zwischen nur 15 und 20 Millionen Dosen freigegeben. Aus Angst vor einer doppelten Infektionswelle aus Corona und Influenza hatte das BMG im Frühjahr 2020 erstmals eine sogenannte nationale Reserve vorbestellt. Doch die zusätzlich beschafften sechs Millionen Dosen wurden zu spät ausgeliefert, sodass sie am Ende in den Apotheken liegen blieben und diese eine Erstattung erhielten. Im vergangenen Jahr hatte das BMG erneut knapp sieben Millionen Dosen zusätzlich bestellt. Zusammen mit der Reserve der Hersteller von 30 Prozent ergab sich eine Gesamtmenge von knapp 34 Millionen Dosen, die freigegeben wurden. Nicht bekannt ist aber, wie viele Dosen auch verimpft wurden.
PEI schlug Alarm
Im Frühjahr hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) Alarm geschlagen, dass von den Praxen zu wenig Impfstoff bestellt wurde: Bei der Abfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter den Arztpraxen im Januar und dem Abgleich mit den Planungen der Hersteller habe sich eine Diskrepanz ergeben.
Die KBV – und neuerdings auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) für Grippeimpfungen in Apotheken – meldet bis zum 15. Januar eines Kalenderjahres den Bedarf an saisonalen Grippeimpfstoffen auf Grundlage der geplanten Bestellungen an das PEI. Dort wird die gesetzliche Reserve aufgeschlagen, der Wert wird dann – in Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut (RKI) – mit den Planungen der Hersteller abgeglichen und an alle Beteiligten gemeldet.