Die Apotheken stehen politisch im Abseits, dabei sind die Herausforderungen gewaltig. Bei einer Umfrage von aposcope gaben Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA zu Protokoll, wo sie die größten Baustellen sehen und welche Konsequenzen sie für sich daraus ziehen.
Die Arbeit der Ampel-Regierung für die Vor-Ort-Apotheken sehen 94 Prozent negativ. 82 Prozent finden nicht, dass die Gespräche der Apothekerinnen und Apotheker zu einem Erfolg geführt haben. Entsprechend fürchten 82 Prozent, dass die Apotheken ohne einen Umbruch in ihrer Standesvertretung Abda keine Zukunft haben. 94 Prozent finden, dass die Apotheken weiter an einem Strang ziehen sollten, um sich Gehör zu verschaffen.
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 47 Prozent CDU/CSU wählen, 18 Prozent die Grünen, 12 Prozent die AfD und gerade einmal 6 Prozent die SPD. Bei den Inhaberinnen und Inhabern holt die Partei von Kanzler Olaf Scholz keine einzige Stimme, dafür liegt die Union bei 63 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) würde haarscharf die 5-Prozent-Hürde verpassen. FDP, Freie Wähler und andere Parteien kämen auf 4 Prozent.
Die größte Expertise in der Gesundheitspolitik wird ebenfalls bei CDU/CSU gesehen (54 Prozent), dahinter folgen AfD (12 Prozent), Grüne (9 Prozent) und FDP (7 Prozent). Die Linke, die bei der Sonntagsfrage kaum Stimmen holen kann, kommt auf 6 Prozent.
Als Erwartungen an die neue Regierung wurden spontan genannt: Verbesserung der wirtschaftlichen Lage (40 Prozent), mehr Wertschätzung für die Gesundheitsberufe (34 Prozent) sowie konsequenteres Handeln (14 Prozent), mehr Sicherheit und eine bessere Versorgung (je 10 Prozent). 82 Prozent sind der Meinung, dass Apotheken eine Soforthilfe brauchen.
Der Ausblick für 2025 fällt bescheiden aus. Als größte Herausforderungen werden Lieferengpässe (66 Prozent), Personalmangel (57 Prozent), Bürokratie (56 Prozent), Konkurrenz durch den Versandhandel (55 Prozent) und das zu geringe Honorar (49 Prozent) genannt.
Die Zahl der Apotheken wird 2025 weiter sinken, sind 92 Prozent überzeugt. Und 90 Prozent gehen davon aus, dass insbesondere im ländlichen Raum die Apothekendichte zurückgehen wird. Nur 10 Prozent halten es aber für wahrscheinlich oder eher wahrscheinlich, dass auch ihr Betrieb betroffen sein wird; 79 Prozent glauben das nicht.
Das passt zu der Aussage, dass es zwar der Apothekenbranche insgesamt im kommenden Jahr schlechter gehen wird (74 Prozent). Zugleich sehen aber nur 28 Prozent eine Verschlechterung auf die eigene Apotheke zukommen, 53 Prozent rechnen mit einer unveränderten Situation.
Dass es schwerer wird, einen Nachfolger zu finden, unterschreiben 94 Prozent. 59 Prozent gehen davon aus, dass sich die Personalsituation in den Apotheken noch verschärfen wird. Und 77 Prozent finden sogar, dass der Personalmangel eine Existenzbedrohung für die eigene Apotheke ist. Unverändert bis verschlechtert werden die Lieferengpässe (49 vs. 42 Prozent) und die Honorierung (44 vs. 41 Prozent) sein. Dagegen glauben 67 Prozent, dass sich die Versorgung der Bevölkerung weiter verschlechtern wird.
Was die Großhandelskonditionen angeht, rechnet knapp die Hälfte mit einer Verschlechterung (48 Prozent). Viel Raum für Investitionen wird in den Apotheken nicht gesehen, allenfalls beim Thema Digitalsierung (38 Prozent) gibt es hier eine gewisse Bereitschaft. Investitionen auf der einen, Einsparungen auf der anderen Seite werden bei Personal (31 vs. 28 Prozent), Botendienst (28 vs. 23 Prozent) und Plattformen (27 vs. 24 Prozent) gesehen. Tendenziell eher auf Einsparungen läuft es dagegen bei Einrichtung/Mobiliar (42 Prozent), Kommissionierer (27 Prozent) und Warenwirtschaft (29 Prozent) hinaus.
Und die Gretchenfrage: Würde ich meinem jüngeren Ich empfehlen, den gleichen Beruf wieder zu wählen? Nein, sagen 67 Prozent, wobei der Verdruss in der Gruppe der PTA am größten ist (71 Prozent). Ja, antworteten 28 Prozent.
Zur Methodik: Im Rahmen der aposcope-Befragung wurden vom 12. bis 17. Dezember insgesamt 354 Apotheker:innen, PKA und PTA befragt.
APOTHEKE ADHOC Debatte