Partei für Gesundheitsforschung

Lebenserwartung: 160 Jahre sind drin

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Berlin -

In Mecklenburg-Vorpommern haben sich die etablierten Parteien bei der Landtagswahl am Sonntag eine blutige Nase geholt. In zwei Wochen stehen auch in Berlin Senatswahlen auf dem politischen Terminkalender. In der Bundeshauptstadt tritt eine kleine Gruppe von Idealisten an: Die „Partei für Gesundheitsforschung“ verspricht Hoffnung auf ein langes Leben. „Wir haben erstmals die Chance, durch die Reparatur von Zellen etwas gegen Alterskrankheiten zu machen“, ist Parteigründer und Parteichef Felix Werth überzeugt. Mit einem Mini-Budget wirbt die seine Truppe dafür, mehr Geld in die Erforschung des Alterns zu stecken.

„Wenn uns alle kennen würden, hätten wie die Chance auf 5 Prozent“, glaubt Werth langfristig an einen Erfolg seiner Vision. Schließlich sei ein langes und gesundes Leben der Wunsch der meisten Menschen. Und mit dem neuen sogenannten Reparaturansatz müsse man die biochemischen Prozesse des Alterns nicht bis ins letzte Detail verstehen, man müsse nur die Schäden beseitigen. Und da diese überschaubar seien, bestünde die Hoffnung auf eine deutliche Verlängerung der Lebensspanne. 160 Jahre seien drin, schließlich sei für die alten Römer nur eine Lebenserwartung von 40 Jahren Realität gewesen.

Ziel der Partei für Gesundheitsforschung ist es daher, mindestens 1 Prozent des Haushaltes für die Erforschung des Alterns und zur Entwicklung reparaturbasierter Therapien gegen Alterskrankheiten einzusetzen. „Da alle Menschen direkt oder indirekt von Alterskrankheiten betroffen sind, würden alle davon profitieren“, schreibt die Partei in ihrem Programm. Auf Berlin bezogen wäre 1 Prozent rund eine Viertelmillion Euro, die in den Bau und Betrieb neuer Forschungseinrichtungen und in die Fachbereiche an den Berliner Universitäten fließen sollen, um mehr Wissenschaftler auszubilden.

Werth selbst hat zunächst Elektrotechnik studiert, bevor er vor vier Jahren auf den sogenannten „Reparaturansatz“ stieß. Danach entstehen in den Körperzellen im Laufe des Lebens überschüssige Moleküle, welche die Zelle selbst nicht beseitigen kann. Bio- und Gentechnologie sollen helfen können, diese Alterungsprozesse zumindest aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen. Hoffnungen machen sich die Anhänger der Sens Research Foundation, so auch gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Alzheimer und Diabetes Typ 2 vorgehen zu können.

Nach seinem Master in Elektrotechnik studiert Werth daher heute Biochemie in Potsdam und gründete im vergangenen Jahr die Partei für Gesundheitsforschung. „Wir sind nicht gegen die Pharmaindustrie, wir wollen aber zusätzlich forschen“, so Werth. Die Pharmabranche in Europa unternehme überhaupt nichts in dieser Richtung, in den USA gebe es immerhin eine Kooperation von Google und Abbvie.

Mit seiner Partei will Werth vor allem öffentliche Aufmerksamkeit für die neuen Möglichkeiten schaffen. Und das ist schwer genug. Das Wahlkampfbudget ist knapp bemessen und auf Spenden angewiesen. Die Partei hat bundesweit nur 100 Mitglieder – in Berlin gerade mal 30. Immerhin haben es Werth und seine wenigen Mitstreiter geschafft, in Berlin 2200 Unterschriften zu sammeln und so die Zulassung zur Berliner Abgeordnetenhauswahl am 18. September zu schaffen. „Für andere Parteien mag die Unterschriftenzahl eine Hürde sein. Für uns nicht, weil unser Thema bei den Leuten gut ankommt.“ Werth und seine Parteifreunde haben die Leute einfach in Parks und auf der Straße angesprochen.

Für knapp 2000 Euro hängen jetzt 546 Plakate der Partei für Gesundheitsforschung an Laternenmasten in Berlin. Die meisten davon hat Werth persönlich mit Leiter und Kabelbindern befestigt. Mit 200 Euro soll in den letzten beiden verbleibenden Wochen eine Postwurfsendung auf den Weg zum Wähler gebracht werden. Einen TV-Werbespot hat die Partei für Gesundheitsforschung ebenfalls produziert. Denn hat der regionale Sender RBB bislang zwei Mal kostenlos vor der 20 Uhr Tagesschau ausgestrahlt. So will es das Wahlgesetz. „Zeitungsartikel und Rundfunk-Interviews helfen uns auch“, so Werth.

Am kommenden Donnerstag sitzt der Student sogar im TV-Studio: In einem 90-minütigem Wahlhearing beim RBB haben Werth und die anderen Vertreter der kleinen Parteien die Gelegenheit, ihre Parteiprogramme zu erklären und für sich zu werben. Ob und wie viel das alles nutzt, kann Werth nur schwer einschätzen. Seit die Wahlkampagne der Partei für Gesundheitsforschung läuft, sind immerhin die Zugriffe auf die Internetseite leicht gestiegen. Das es in zwei Wochen für den Sprung über die 5-Prozent-Hürde reicht, ist für die monothematische Partei allerdings sehr unwahrscheinlich.

Nach letzten Umfragen liegt am 18. September die SPD trotz Verlusten mit 24 Prozent vorn. Die in der Großen Koalition mitregierende CDU erreicht danach nur noch 17 Prozent. Die Grünen könnten 19 Prozent erreicht. Die Linke liegt mit 17 Prozent mit der CDU gleichauf. Die FDP kämpft mit 5 Prozent um den Einzug in den Berliner Senat. Die AfD kommt in den Umfragen auf 10 Prozent.

2011 erreichte die SPD bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus 28,1 Prozent, die CDU 23,2 Prozent, die Grünen gut 17 Prozent, die Linke knapp 12 Prozent und die Piraten knapp neun Prozent. Die FDP scheiterte mit 1,8 Prozent.

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