Haushalt

157.000 Euro: Abda will NS-Vergangenheit aufarbeiten

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Berlin -

Im Jahr 2021 stehen für die Apothekerschaft wichtige Entscheidungen an: Das E-Rezept wird eingeführt und soll ab 2022 Pflicht werden. Immer noch hofft die Abda auf zusätzliches Geld für neue pharmazeutische Dienstleistungen und außerdem stehen Im Herbst 2021 wieder Bundestagswahlen an. In ihrem Haushaltsentwurf reagiert die Abda darauf mit einer großzügigen Steigerung der Ausgaben für die Kommunikationsabteilung. Das Budget von Kommunikationschef Dr. Reiner Kern soll um 9 Prozent auf mehr als 4 Millionen Euro steigen. Abda-Präsident Friedmann Schmidt soll zu seinem Abschied ein Wunsch erfüllt werden: 157.000 Euro im Etat sind für ein Projekt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit deutscher Apotheker vorgesehen. Am 1. Juli stimmt die Mitgliederversammlung über den Haushalt ab.

Inspiriert wurde Schmidt durch ein vergleichbares Projekt der Zahnärzte im vergangenen Jahr: Im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojektes „Zahnmedizin und Zahnärzte im Nationalsozialismus“ von Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV), Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wurde seit September 2016 die Rolle der Zahnheilkunde im NS-Regime systematisch aufgearbeitet. Das bundesweit einmalige Projekt bietet die erste umfassende historisch-kritische Darstellung der Geschichte der Zahnärzteschaft und ihrer Organisationen in den Jahren 1933 bis 1945 sowie in der Nachkriegszeit.

Nun soll die Abda-Mitgliederversammlung der Idee Schmidts folgen und 157.00 Euro für die Aufarbeitung der Rolle der Apotheker im Nationalsozialismus bewilligen. 87.000 Euro sollen bereits im Jahr 2021 dafür ausgegeben werden und jeweils 35.000 Euro in den beiden darauffolgenden Jahren.

Keinen großen Streit dürfte in diesem Jahr die geplante Beitragserhöhung für Kammern und Verbände auslösen. Eingeplant ist ein Anstieg um 1,4 Prozent auf 17,9 Millionen Euro. Begründet wird das Einnahmeplus mit einem notwendigen Inflationsausgleich. In den letzten Jahren hatte es stets heftige Diskussion rund um die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge aus den Kammern und Verbänden gegeben. Zwischen 2014 und 2018 hatten sich die Abführungen an die Abda-Zentrale in Berlin um 23 Prozent erhöht. Einige Mitgliedsorganisationen verweigerten daraufhin die Zustimmung zum Abda-Haushalt und forderten eine Nullrunde. Daraus ist jetzt ein Inflationsausgleich geworden.

Kammern und Verbände in den einzelnen Bundesländern werden von der Abda unterschiedlich stark zur Kasse gebeten: So muss Bremen 7,45 Prozent mehr an die Abda abführen, das Saarland 2,5 Prozent weniger. Doch die steigenden Mitgliedsbeiträge sollen nicht die einzige Einnahmequelle für die Abda im kommenden Jahr bleiben. Die Einkünfte aus der Vermögensverwaltung sollen auf 3,21 Millionen Euro steigen. Im laufenden Jahr lagen diese bei knapp über 1,9 Millionen Euro. Finanziert werden sollen daraus laut Haushaltsplan über die „allgemeine Stützung des Haushalts“ hinaus „einzelne Projekte“. Ob damit auch die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit gemeint ist, geht aus dem Haushaltsentwurf nicht hervor.

Deutlich mehr Geld ausgeben will die Abda 2021 erneut fürs Personal. Es sollen drei neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Geschäftsbereich Ökonomie soll mit zwei Vertragsspezialisten verstärkt werden. Begründet wird dies mit den anstehenden Vertragsverhandlungen mit den Kassen mit Blick auf die Modellprojekte zu Grippeschutzimpfungen und die pharmazeutischen Dienstleistungen. Zusätzlich soll eine PTA im Geschäftsbereich Arzneimittel eingestellt werden. Prozentual gesehen sollen die Ausgaben für Löhne und Gehälter um mehr als 5,5 Prozent steigen. In diesem Jahr liegen sie bei 7,5 Millionen Euro und sollen 2021 auf über 8 Millionen Euro steigen.

Die mit 9 Prozent die größte Ausgabensteigerung soll aber im Bereich der Kommunikationsarbeit erfolgen. In diesem Jahr steht dem Geschäftsbereich knapp 3,8 Millionen Euro zur Verfügung. Im kommenden Jahr sollen die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit dann auf über 4,1 Millionen Euro ansteigen. Die Abda begründet dies in ihrem Haushaltsentwurf mit den Herausforderungen, die sich im kommenden Jahr für die Apotheker ergeben. Insbesondere hebt die Abda auf die bevorstehende Einführung des E-Rezepts ab: Die Apotheken müssten unter diesen neuen Bedingungen „dauerhaft im Wettbewerb mit dem-Online-Versandhandel bestehen“, heißt es dort. „Aller Voraussicht nach“ werde auch der Prozess der Einführung neuer pharmazeutischer Dienstleistungen voranschreiten. Und außerdem verweist die Abda auf die nächsten Bundestagswahlen. Um diesen „Herausforderungen kommunikativ zu begegnen, sind zusätzliche Mittel unerlässlich“.

 

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