10.000 Unterschriften zeigen Wirkung Sandra Piontek, 04.12.2023 11:57 Uhr
10.000 Unterschriften gingen nach einer gemeinsamen Aktion von 34 Apotheken aus Hessen an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) direkt zu Staatssekretär Dr. Edgar Franke. In seinem Wahlkreis Schwalm-Eder hatten sich etliche Inhaber:innen zusammengeschlossen und Unterschriften der Bürger:innen gesammelt, die der Forderung an den SPD-Politiker, sich stärker für die Apotheken vor Ort einzusetzen, Nachdruck verliehen. Nun zeigte das Aufbegehren Wirkung: Nils-Steffen Grönig, Inhaber der Edder-Apotheke, freut sich über die Aufmerksamkeit von „RTL Hessen“ und der „Hessenschau“.
Hessische Apothekenteams richteten sich Mitte November in Form eines offenen Briefes an Franke. Mitgeschickt wurden 10.000 gemeinsam gesammelte Unterschriften von Bürgern und Bürgerinnen, die sich für den Erhalt der Apotheke vor Ort starkmachen. Zwar wurden die Unterschriften aus „Zeitgründen“ nicht persönlich entgegengenommen, die Aktion zeigt aber nun dennoch Wirkung: „Die Hessenschau und auch RTL Hessen haben das Problem des Apothekensterbens aufgegriffen und darüber berichtet“, so Grönig.
Zuletzt musste die einzige Apotheke in Morschen, einer kleinen Gemeinde im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis, schließen. Für mehr als 3000 Einwohner ist damit vorerst Schluss mit der wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Das bedauert laut „Hessenschau“ auch der Bürgermeister Roland Zobel (FDP): „Die Arzneimittelversorgung durch die Apotheke vor Ort ist gerade für ältere Menschen immens wichtig. Wir haben uns deshalb in die Suche eines Nachfolgers für die Kloster-Apotheke eingeklinkt, um zu retten, was gerettet werden muss.“
Die Gemeinde habe in Zusammenarbeit mit der ehemaligen Inhaberin sogar Werbung gemacht, so Zobel gegenüber der „Hessenschau“. „Aber leider ist es nicht gelungen, das Interesse zu wecken für einen Nachwuchsapotheker“, bedauert der FDP-Politiker.
Die Versorgung wird immer schlechter
Auch Grönig betrachtet das Apothekensterben mit großer Sorge: „Immer mehr Kollegen in der Umgebung machen komplett dicht, weil sie in Rente gehen und keinen Nachfolger finden. Mit dem offenen Brief an Franke haben wir verdeutlicht, dass der Vorschlag des BMG, die Versorgung der ländlichen Bevölkerung durch sogenannte Light-Apotheken ohne die Anwesenheit eines Apothekers, ohne die Herstellung von Arzneimitteln und ohne Notdienst sicherzustellen, nicht tragbar ist.“ Die bestehenden Strukturen der vollversorgenden Apotheken müssen nachhaltig gestärkt werden, so der Apotheker. „Die Sorgen der Menschen sind mehr als berechtigt. Je mehr Apotheken schließen, desto schlechter wird die Versorgung“, ist sich Grönig sicher.
Auch „RTL Hessen“ berichtet über die Schließung in Morschen: „Die Gemeinde ist mit dem Problem nicht allein, im Nachbarort gibt es auch keine Apotheke mehr. Hessenweit haben seit 2016 fast 150 Filialen dichtgemacht“, heißt es in dem Bericht. Für Grönig ist das keine Überraschung: „Eine eigene Apotheke ist häufig einfach nicht rentabel. Man muss dafür erst einmal viel Geld investieren, um einen Laden zu kaufen und das Inventar und den Lagerbestand zu übernehmen“, so der Apotheker in der „Hessenschau“. Hinzu kämen die Rahmenbedingungen, die zunehmend unlukrativ geworden seien, so Grönig.