ADHS-Medikamente

Zweite Chance für Guanfacin

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Berlin -

Der alpha-2-Agonist Guanfacin steht vor dem Comeback: Shire hat für den Wirkstoff die europäische Marktzulassung für die Behandlung von ADHS beantragt. Das Mittel wurde bereits in den 1990er Jahren als Antihypertonikum verwendet, konnte sich allerdings nicht dauerhaft im Markt behaupten. Jetzt bekommt der Wirkstoff unter dem Handelsnamen Intuniv eine neue Chance. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat die Zulassung bereits empfohlen.

Guanfacin wurde bereits im Jahr 1979 erstmalig als Antihypertonikum von Novartis eingeführt. Unter dem Namen Estulic-Wander waren Dosierungen von 0,5mg, 1mg und 2mg im Handel. Im Jahre 2000 wurde der Vertrieb eingestellt: Als zentral wirksames alpha-Sympathomimetikum wurde der Wirkstoff von moderneren Antihypertonika mit besserem Nebenwirkungsprofil überholt.

Wie sein Derivat Clonidin bewirkt Guanfacin eine Minderung des Sympathotonus und dadurch eine Senkung des pulmonalen Arteriendrucks. Der genaue Wirkmechanismus ist bis heute nicht bekannt. Über die zentrale Wirkung wird eine große Zahl anderer Effekte hervorgerufen. Dazu gehören insbesondere Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, aber auch Effekte im zentralen Nervensystem.

Diese Nebenwirkungen macht Shire jetzt zur Hauptwirkung. Bereits seit 2011 ist Guanfacin in den USA und Kanada zur Behandlung von ADHS auf dem Markt. Nun steht das Produkt auch in Europa kurz vor der Zulassung. Die EMA-Empfehlung beruht im Wesentlichen auf drei Phase-III-Studien. Eingesetzt werden soll das Präparat für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren, bei denen Stimulantien keine Wirkung gezeigt haben oder aus anderen Gründen nicht geeignet sind.

Mit der Einführung von Guanfacin stünde erstmals ein Wirkstoff aus der Gruppe der Sympathotonika in der ADHS-Therapie zur Verfügung. Anders als bei den bisher vor allem verwendeten Stimulanzien soll kein Missbrauchspotenzial vorhanden sein.

Die Dosierung von Intuniv wird aller Voraussicht nach etwas höher ausfallen als für die Behandlung von Hypertonie: Je nach Alter und Ansprechen auf die Therapie sollen bis zu 7mg pro Tag verabreicht werden können. Als Nebenwirkungen werden unter anderem Müdigkeit, Blutdruckabfall sowie verschwommenes Sehen genannt.

An der Spitze der Verordnungen bei ADHS steht laut Arzneiverordnungsreport mit Abstand Methylphenidat mit 1,7 Millionen Verordnungen im Jahr 2014; fast 85 Prozent entfallen auf Generika. Mit Strattera (Atomoxetin), Attenin (Dexamfetamin) und Elvanse (Lisdexamfetamin) stehen weitere Stimulanzien zur Verfügung, die aber zusammen nur rund 10 Prozent ausmachen. Shire gehört neben Medice zu den führenden Originalanbietern.

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