Neuraminidasehemmer reduzieren die Krankheitsdauer bei einer Grippe um einen Tag und haben keinen Effekt auf Komplikationen, die bei einer Influenza auftreten können. Das ist das ernüchternde Ergebnis von Wissenschaftlern der internationalen Cochrane Collaboration, die erneut Studien zu Tamiflu (Oseltamivir) und Relenza (Zanamivir) ausgewertet haben.
Noch vor vier Jahren hatte die Forschergruppe ein positives Votum für die Grippemittel abgegeben. Nachdem andere Wissenschaftler die Ergebnisse angezweifelt hatten, wurden die Studien jetzt neu bewertet. Die Forscher haben aus den 20 verfügbaren Untersuchungen nun acht wegen Datenmangels ausgeschlossen. Daher ergebe sich das neue Resultat, schreiben sie im Fachmagazin British Medical Journal.
Die verfügbaren Daten seien nicht ausreichend, um den Einfluss von Neuraminidasehemmern auf Grippe-Komplikationen zu beurteilen. Dazu gehören vor allem Infekte der Atemwege als Folge einer Infektion mit Influenzaviren. Auch Krankenhauseinweisungen und die Anwendung von Antibiotika zählen dazu.
Wegen des nur moderaten Effekts auf die Grippesymptome sollten Neuraminidasehemmer nicht zur Routinebehandlung saisonaler Influenza angewendet werden, so das Urteil der Wissenschaftler. Ob die Ergebnisse auch auf die pandemische Grippe übertragen werden können, konnten die Forscher nicht sagen. Tamiflu-Hersteller Roche hat im British Medical Journal Stellung zu der Studie bezogen: „Wir glauben fest an die Zuverlässigkeit der Daten“, so der Schweizer Pharmakonzern.
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