Gebärmutterhalskrebs

zur Hausen: Zu wenig HPV-Impfungen dpa/APOTHEKE ADHOC, 18.12.2009 11:59 Uhr

Konstanz - 

Der Heidelberger Krebsforscher und Nobelpreisträger Professor Dr. Harald zur Hausen zieht eine negative Bilanz zur Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. „Ich habe gehört, dass ungefähr ein Drittel der Mädchen, die im entsprechenden Alter wären, inzwischen geimpft wurden. Die Zahl ist aus meiner Sicht viel zu gering“, sagte der 73-Jährige dem in Konstanz erscheinenden „Südkurier“. Dafür habe er kein Verständnis. Schließlich sei inzwischen bekannt, dass die Impfung nicht gefährlicher sei als jede andere.

Was die Wirksamkeit der Impfung angehe, so sei klar belegt, dass sie gegen die essenziellen Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses schütze. „Diese Vorstufen erfordern in Deutschland nach Angaben der Krankenkassen ungefähr 140.000 Eingriffe“, so der Krebsforscher weiter.

Zur Hausen hatte entdeckt, dass Gebärmutterhalskrebs durch die Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) ausgelöst wird. Seine Forschungen trugen entscheidend zur Entwicklung von Impfstoffen gegen HPV bei. Für seine Entdeckungen hatte er 2008 den Nobelpreis für Medizin erhalten. Kurz nach der Verleihung war der Vorwurf laut geworden, dass bei der Vergabe Interessen von Pharmakonzernen beim Verkauf von Impfstoffen eine Rolle gespielt haben könnten.

Die Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) war Ende vergangenen Jahres von mehreren Wissenschaftlern kritisiert worden. Sie hatten moniert, die in diversen Studien ermittelten Ergebnisse stünden in deutlichem Widerspruch zu vielen sehr optimistischen Verlautbarungen.

Im Frühjahr dieses Jahres bat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Institut (RKI) deshalb um ein erneute Bewertung der Impfung. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die verfügbaren Impfstoffe Infektionen mit HPV 16 und 18 zu nahezu 100 Prozent verhindern können und in Bezug auf die Sicherheit mit anderen Impfstoffen vergleichbar sind. Die beiden Subtypen waren bislang für rund 70 Prozent der Zervixkarzinome verantwortlich; inwiefern andere Genotypen heute eine Rolle spielen, hatte die STIKO nicht untersucht.