Zulassungsempfehlung für Enerzair Breezhaler Alexandra Negt, 06.05.2020 14:33 Uhr
Der Entwicklungscode lautet QVM149, der Name Enerzair Breezhaler. Das Medikament zur Behandlung von Asthma enthält drei Wirkstoffe und ist somit die erste fixe Dreierkombination, die nur einmal täglich angewendet werden muss. Die EMA hat die Zualssung des Arzneimittels empfohlen. Novartis kann somit das Portfolios der Breezhaler erweitern. Neben der Kombination ist auch der Inhalator an sich neu – ein eingebauter Sensor enthält einen Mikrochip mit Batterie, der die Inhalation automatisch in einem Inhalationstagebuch festhalten soll.
Novartis erhält von der EMA die Zulassungsempfehlung für einen Inhalator mit einer dreifachen Wirkstoffkombination. Im Enerzair Breezhaler sind Indacaterol, Glycopyrronium und Mometasonfuroat enthalten. Die Kombination der drei Wirkstoffe soll zu weniger Exazerbationen führen. Darüber hinaus kann die Behandlung die Lungenfunktion verbessern, urteilt die EMA. Enerzair soll innerhalb der Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit Asthma bronchiale eingesetzt werden. Das Präparat kombiniert den langwirksamen β2-Agonisten Indacaterol (114 µg) mit dem langwirksamen Muscarinrezeptor-Antagonisten Glycopyrronium (46 µg) und dem Kortison Mometasonfuroat (136 µg).
Indacaterol
Der Arzneistoff gehört zur Klasse der Beta-2-Sympathomimetika und bewirkt eine Bronchienerweiterung. Insbesondere das Auftreten von Atemnot lässt sich durch die Gabe des Wirkstoffes verbessern. Zur ausschließlichen Akuttherapie bei plötzlich eintretender Dyspnoe bei Asthma eignet sich Indacaterol nicht, da die Wirkung zeitverzögert eintritt. Der Arzneistoff gehört zu der Gruppe der sogenannten uLABA (ultra-long acting beta agonist), also zu den sehr lang wirksamen Beta-2-Sympathomimetika. Ein Vorteil gegenüber anderen Vetretern der LABA (Salmeterol, Formoterol) ist, dass eine Inhalation im Normalfall nur einmal täglich erfolgen muss. Zu den häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen gehören:
- Entzündungen der den oberen Atemwegen
- Sinusitis
- Entzündungen im Nasenrachenraum
- Kopfschmerzen
- Hypertonie
- Reizhusten
- Halsschmerzen
- Angina pectoris
- wässriger Schnupfen
- Atemwegskonstriktion
- Bronchialkrampf
Glycopyrronium
Auch Glycopyrronium wirkt bronchienerweiternd. Der Wirkstoff gehört zu der Gruppe der Parasympatholytika, der zur Erweiterung der Bronchien führt. Der Arzneistoff bindet an Muscarinrezeptoren und führt zu einer kompetitiven Blockade des Parasympathikus. Die stärkste Blockade tritt bei den Muscarinrezeptoren des Typs M1 und M3 auf, diese vermitteln hauptsächlich die Bronchokonstriktion. Zu den häufigsten Nebenwirkungen des einmal anzuwendenden Muscarinrezeptor-Antagonisten gehören:
- Nasopharyngitis
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Nervosität
- Störungen des Gastrointestinaltrakts
- Mundtrockenheit
- Harnwegsinfektionen
- Sehstörungen
Mometasonfuroat
Der Wirkstoff gehört zu der Gruppe der Gluccocorticoide und wird zur Behandlung von allergischen Reaktionen eingesetzt. Wie alle Kortisone wird auch Mometason antiinflammatorisch und aniproliferativ. Bei pulmonaler Inhalation tritt die Wirkung stark zeitversetzt auf, sodass sich dieser Wirkstoff eher für eine Langzeittherapie eignet. Systemische Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten, da der Arzneistoff in der Lunge verbleibt. Die konsequente Behandlung mit inhalativen Kortisonen kann die Schwere von Asthmaanfällen verringern. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
- Heiserkeit
- Mundsoor, oder andere Pilzerkrankungen auf der Mundschleimhaut
Durch eine gute Inhaliertechnik und die Einhaltung einiger Verhaltensweisen kann der Entstehung von Pilz im Mund engegengewirkt werden. So sollten Anwender nach der Inhalation beispielsweise den Mund mit Wasser ausspülen – Wirkstoffreste auf der Mundschleimhaut können so abgetragen werden.
Innovativer Sensor
Der Inhalator verfügt über einen Sensor, der es dem Anwender erleichtern soll, die Therapie regelmäßig durchzuführen. Der Sensor erinnert den Patienten zum einen an die tägliche Anwendung, zum anderen soll der Sensor ein automatisches Therapie-Tagebuch führen. Hierfür hat Novartis eine App bereitgestellt. Über diese erhalten Patienten Zugang zu ihren persönlichen Daten, die sie optional mit ihrem Arzt teilen können. Die gemeinsame Einsicht in die Daten kann als Orientierungshilfe für das weitere Behandlungsmanagement dienen. Die App gibt auch Hilfestellungen, wie das Therapiemanagement verbessert werden kann. Der Sensor wurde laut Konzernaussagen speziell für Novartis entwickelt.
Asthma – eine häufige Erkrankung
Etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder und etwa 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen erkranken an Asthma – somit gehört das Leiden zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Je nachdem, wie schwer die Symptomatik ist, stehen unterschiedliche Behandlungsoptionen zu Verfügung. Die Therapieoptionen erweitern sich stetig, auch die verschiedenen Inhalatoren werden weiterentwickelt. So auch bei Enerzair Breezhaler – hier wurde auf eine neue Wirkstoffkombination und auf einen innovativen Inhalator gesetzt, um die Therapie für den Betroffenen zu verbessern.
Zu den Wirkstoffen, die am meisten verschrieben werden gehört Salbutamol. Der Beta-2-Antagonist wurde im untersuchten Zeitraum 9 Millionen mal verordnet. 6,6 Millionen mal wurden hingegen Kombinationen aus Salbutamol und einem Kortikoid verordnet. Bei persistierendem Asthma gehört die Inhalation von Kortikoiden unabhängig vom Schweregrad zur Basismedikation.