Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat eine positive Stellungnahme für die Zulassung von Quofenix (Delafloxacin, Menarini) ausgesprochen. Das Reserveantibiotikum ist geeignet zur Behandlung von akuten bakteriellen Haut- und Weichteilinfektionen (ABSSSI, Acute Bacterial Skin and Skin-Structure Infection).
ABSSSI gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen beim Menschen und sind mit einer erheblichen Morbidität verbunden. Dies gilt insbesondere für Patienten mit Grunderkrankungen. Geeignet ist Delafloxacin für Infektionen, die durch grampositive Organismen wie Staphylococcus aureus – einschließlich MRSA-Typen – und gramnegative Organismen wie Escherichia coli, Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa ausgelöst werden.
Delafloxacin ist ein anionisches Fluorchinolon-Antibiotikum – ein sogenannter Gyrasehemmer. Es hemmt die bakterielle Topoisomerase IV und die DNA-Gyrase (Topoisomerase II) und verhindert so Replikation, Transkription, Reparatur und Rekombination der bakteriellen DNA. Der Wirkstoff ist entweder als lyophilisiertes Pulver zur intravenösen Applikation mit 300 mg Delafloxacin oder als Tablette mit 450 mg Delafloxacin erhältlich.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Delafloxacin sind verschiedene Pilzinfektionen wie Vaginalpilz oder Mundsoor, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, erhöhte Transaminasewerte sowie Juckreiz und Reaktionen an der Injektionsstelle bei Anwendung der intravenösen Darreichungsform. Außerdem kann es unter der Therapie zu Sehnenentzündungen, Neuropathien und Clostridium difficile-assoziierterm Durchfall kommen. Es bestehen Wechselwirkungen mit Antazida, Sucralfat, Metallkationen und Chelatbildnern. Bei einer gemeinsamen Einnahme muss Delafloxacin daher mindestens zwei Stunden vor oder sechs Stunden nach den betroffenen Wirkstoffen eingenommen werden. Im Gegensatz zu einigen anderen Vertretern der Fluorchinolone führt Delafloxacin nicht zu einer Verlängerung des QTc-Intervalls und phototoxischen Reaktionen.
Die Aktivität von Delafloxacin ist im Vergleich zu den anderen Fluorchinolonen unter sauren Bedingungen verbessert. Es liegt dort als „Zwitterion“ vor und kann Membranen besser durchdringen: Delafloxacin ist bei einem pH-Wert von 5,5 beispielsweise mehr als achtmal wirksamer gegenüber Staphylococcus aureus als Moxifloxacin, welches als Kation im sauren Milieu vorliegt. Das Reserveantibiotikum wurde in zwei multinationalen, randomisierten, vergleichenden Phase-III-Zulassungsstudien gegenüber intravenös appliziertem Vancomycin und Aztreonam bei Patienten mit ABSSSI getestet. Insgesamt wurden über 1500 Patienten eingeschlossen.
Intravenös verabreichtes Delafloxacin war dabei genauso wirksam wie intravenös verabreichtes Vancomycin plus Aztreonam. Die erreichten Studienziele waren die Verringerung der Infektionsläsionsgröße um mindestens 20 Prozent und das Ansprechen auf die Behandlung nach 48 bis 72 Stunden. Derzeit wird außerdem der Einsatz von Delafloxacin bei schwerwiegenden, ambulant erworbenen bakteriellen Lungenentzündungen und anderen Indikationen wie komplizierten Harnwegsinfektionen untersucht.
Menarini hatte bereits im März 2018 die Zulassung für Delafloxacin beantragt. Der Mutterkonzern von Berlin-Chemie hat das Arzneimittel unter dem Namen Baxdela bereits in den USA auf dem Markt. Menari erhielt im Februar 2017 die Lizenz zur Vermarktung des Arzneimittels von Melinta Therapeutics. Im Rahmen der Entwicklungs- und Vermarktungsvereinbarung wurden die Rechte zur Vermarktung von Delafloxacin in 68 europäischen Ländern, im asiatisch-pazifischen Raum einschließlich China, Südkorea und Australien (ohne Japan) sowie in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), einschließlich Russland, gewährt. Die Zulassungseinreichung von Delafloxacin in Europa ein Jahr nach Unterzeichnung des Abkommens stellte einen wichtigen strategischen Meilenstein für Menarini dar.
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