Zucker: Mikrobiom im Darm gestört Sandra Piontek, 03.09.2022 09:22 Uhr
Übermäßiger Zuckerkonsum ist bekannt für negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora kann durcheinandergeraten. Prädiabetes, Stoffwechselerkrankungen und eine Zunahme des Gewichts sind die Folge. Forsche des Columbia University Irving Medical Center in New York (USA) konnten im Rahmen einer aktuellen Studie zeigen, wie Zucker das Mikrobiom im Darm verändert. In der westlichen Ernährung findet man in vielen verarbeiteten Produkten hohe Zuckergehalte.
Die Erkenntnisse einer Untersuchung der Arbeitsgruppe mit dem Mikrobiologie-Professor Dr. Ivalyo Ivanov könnten klären, warum eine Ernährung mit viel Zucker an der Entstehung von Stoffwechselkrankheiten beteiligt ist. Zudem wurde versucht, die Frage zu klären, weshalb eine gesunde Darmflora zum Schutz vor solchen Erkrankungen wichtig ist. Die Auswirkungen einer westlichen Ernährung auf das Darmmikrobiom wurden anhand von Mäusen beobachtet. Dabei konnten die Forscher:innen nachweisen, dass vor allem der Zucker für die schädlichen Auswirkungen auf die Darmflora verantwortlich ist.
Zucker- und fettreiche Nahrung
Die Mäuse wurden mit einer fett- und zuckerreichen Diät ernährt, angeglichen an die Lebensmittelgewohnheiten der westlichen Kultur. Innerhalb von vier Wochen entwickelten die Versuchstiere Merkmale des metabolischen Syndroms. Zusätzlich veränderten sich Körpergewicht und die Insulinresistenz und Glukoseintoleranz. Es konnte dokumentiert werden, wie sich das Mikrobiom im Darm der Tiere durch diese Ernährungsart abwandelte. Hilfreiche segmentierte Fadenbakterien wurden in der Entwicklung gehemmt, während sich andere Arten von Bakterien stärker vermehrten. Für die Infektabwehr ist eine Darmflora im Gleichgewicht essenziell.
Immunzellen schwinden
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Reduktion von den Fadenbakterien sich auf die gesamte Gesundheit der Mäuse auswirkte, denn auch die Anzahl von bestimmten Immunzellen, den Th17-Zellen sank im Darm. Die Helfer-Zellen gehören zu einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen, diese sind bekannt für die Fähigkeit zur Erkennung von Antigenen. Sie können dafür sorgen, dass Stoffwechselkrankheiten, Diabetes und eine Gewichtszunahme verhindert wird. Laut Studienleiter Ivanov würden diese Immunzellen Moleküle produzieren, welche die Aufnahme von „schlechten“ Fetten aus dem Darm entschleunigen und Entzündungen würden verringert. In dem untersuchten Vorgang konnte Zucker als der Hauptverursacher für die Elimination filamentöser Bakterien ausgemacht werden. Die schützenden Th17-Zellen würden laut den Forschungsergebnissen eines weiteren Versuchs auch nach einer zuckerfreien, fettreichen Diät bei Mäusen nicht wieder auftauchen.
Mikrobiom verbessern
Abschließend hebt Ivanov hervor, dass sich die Darmflora von Mäusen und die des Menschen unterscheide. Ergebnisse könnten nicht eins zu eins übertragen werden. Die Wissenschaftler:innen halten es dennoch für möglich, dass die Darmbakterien bei Menschen ähnliche Schutzfunktionen ausüben. Die Studie deute darauf hin, dass es nicht nur wichtig sei für eine optimale Gesundheit die Ernährung zu ändern, sondern auch das Mikrobiom oder das Immunsystem des Darms zu verbessern.