Salz ist lebenswichtig und aus der Ernährung nicht wegzudenken. Ein zu hoher Konsum wird hingegen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. An Labortieren stellten Forscher nun fest, dass zu viel Salz auch zu kognitiven Beeinträchtigungen führen kann. Die Studie wurde im „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.
Im Zusammenhang mit zu viel Salz wird seit Längerem eine erhöhtes Risiko für Demenz diskutiert. Wie wirkt sich eine salzreiche Ernährung auf das Gehirn aus? Dieser Frage ging die Arbeitsgruppe um Dr. Costantino Iadecola von Weill Cornell Medical College in New York nach. In ihrer aktuellen Studie haben die Wissenschaftler den Einfluss einer salzhaltigen Kost auf Mäuse untersucht. Sie fanden heraus, dass zu viel Salz die endotheliale Funktion unterdrückt, was zu kognitiven Beeinträchtigungen führt. Die Wirkung hängt von der Expansion eines speziellen Typs von T-Helferzellen, der TH17-Zellen, im Dünndarm ab, was zu einem deutlichen Anstieg von Interleukin-17 (IL-17) führt.
Zirkulierendes IL-17 wiederum fördert den Forschern zufolge die endotheliale Dysfunktion und kognitive Beeinträchtigung durch die inhibitorische Phosphorylierung von endothelialer Stickstoffmonoxid-Synthase. Die Stickstoffmonoxid (NO)-Produktion in zerebralen Endothelzellen wurde reduziert. NO reguliert den Blutfluss im Gehirn, daher führt eine niedrige Konzentration dazu, dass unter anderem weniger synaptische Lernprozesse stattfinden.
Die Ergebnisse zeigten eine neue „Darm-Gehirn-Achse“, schreiben die Wissenschaftler. Denn Ernährungsgewohnheiten führten zu einer Darm-initiierten adaptiven Immunantwort, die die Gehirnfunktion wiederum durch zirkulierendes IL-17 beeinträchtigt. „Somit ist der TH17-Zell-IL-17-Weg vermutlich ein Zielort, um den schädlichen Gehirnwirkungen entgegenzuwirken, die durch Salz und andere mit TH17-Polarisation verbundene Krankheiten induziert werden“, so die Forscher.
Salz ist das älteste Gewürz und begleitet die Menschen seit Jahrtausenden. Es besteht hauptsächlich aus Natriumchlorid und ist der am meisten konsumierte Mineralstoff der menschlichen Ernährung. Sowohl Unter- als auch Überdosierung können Folgen für den Körper haben. Bei einem Konsum von weniger als zwei Gramm täglich wird das Durstgefühl gestoppt und eine Austrockung begünstigt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass zu viel Salz wiederum bei der Erhöhung der Risikofaktoren für nicht-übertragbare Krankheiten wie Hypertonie eine wesentliche Rolle spielt. Bluthochdruck ist mit Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert und ist möglicherweise auch mit anderen nicht-übertragbaren Krankheiten wie Nierenerkrankungen verbunden. Die WHO empfiehlt daher eine Salzzufuhr von weniger als 5 g pro Tag, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Der tägliche Konsum bei Europäern liegt weit über dem empfohlenen Richtwert, was sich vor allem auf den starken Konsum von industriell hergestellten Fertigprodukten zurückführen lässt. In Europa stecken etwa 70 bis 75 Prozent des verbrauchten Salzes in verarbeiteten Lebensmitteln, über die die Verbraucher keine Kontrolle haben.
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