Lebensmittelüberwachung

Zu viel Morphin im Mohnbrötchen APOTHEKE ADHOC, 24.09.2016 07:07 Uhr

Berlin - 

Mohnbrötchen können Opiate wie Morphin und Thebain in bedenklich hohen Konzentrationen enthalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) in Karlsruhe. In vier Proben wurden außergewöhnlich hohe Werte festgestellt. Vor allem Brötchen, die aus australischer Mohnsaat hergestellt werden, stehen im Verdacht, schädlich zu sein. Opiatreiche Mohnsorten, die zur Gewinnung von Arzneimitteln angebaut werden, sollten nicht für Lebensmittel verwendet werden, heißt es.

Während zum Gehalt von Morphin, Codein, Papaverin, Oripavin und Noscapin in Mohnsamen ausreichend Daten vorliegen, ist die Datenlage zum Gehalt dieser Opiate in Backwaren mit Mohn unzureichend. Die methodische Bestimmung des Morphingehalts im Gebäck ist schwierig, weil viele Faktoren eine Rolle spielen.

In zwölf der 49 untersuchten Mohnbackwaren haben die Forscher auch hohe Gehalte des Opiats Thebain entdeckt. Auch von Thebain könnte bei hoher Konzentration eine gesundheitsschädigende Gefahr ausgehen. Thebain kann bei manchen Menschen Krämpfe auslösen. Allerdings: Mohnsaat aus Europa ist nicht betroffen. Die von der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichten Zahlen zu Thebain am Gesamt-Opiatgehalt wurden bei den Proben nicht erreicht.

Thebain wird zur Herstellung von Oxycodon verwendet. Die toxikologische Wirkung des Opiats ist wenig erforscht. Klar ist: Die akute Toxizität ist höher als bei Morphin. Weil sich die chemischen Strukturen beider Opiate ähneln, ist es möglich, dass sich Thebain im Körper zu Morphin umwandelt. Codein, der Mono-Methylether des Morphins, kann in die Muttermilch übergehen und eine Gefahr für Säuglinge darstellen, wenn stillende Mütter codeinhaltige Arzneimittel einnehmen. Die Metabolisierung von Codein zu Morphin könne im Körper einiger Mütter sehr schnell geschehen.

Bei den diesjährigen Untersuchungen des CVUA waren die Morphin-Gehalte in vier Mohnbrötchen so hoch, dass sie als „nicht zum Verzehr geeignet“ beurteilt wurden. Drei Brötchen wurden mit australischem Mohn hergestellt. Um die Verkehrsfähigkeit zu beurteilen, haben die Forscher die von der EFSA entworfene akute Referenz-Dosis (ARfD) für Morphin herangezogen. Diese Dosis ist pro Portion und pro Tag noch als verträglich einzustufen.

Der Maximalbefund soll aber bei mehr als sechs Mikrogramm Morphin pro Kilogramm der Gesamtprobe gelegen haben. Isst ein 15 Kilogramm schweres Kind ein solches Mohnbrötchen, dann schöpft es die ARfD bereits zu 200 Prozent aus. Das würde bedeuten, dass ein Kind mit einem Brötchen schon zwei Drittel einer Dosis Morphin aufnimmt, die im humanmedizinischen Bereich als wirksame Dosis zur Linderung von schweren Schmerzen betrachtet wird.

Australien ist Marktführer, was den Anbau von Mohnpflanzen betrifft. Der Kontinent deckt den größten Teil des Weltmarktbedarfs an Opiaten ab, die wiederum zur Produktion von Arzneimitteln verwendet werden.