2 in 1 – Aciclovir und Hydrocortison gegen Lippenherpes: GlaxoSmithKline (GSK) hat grünes Licht, den Klassiker Zovirax in Kombination mit dem Kortison neu aufleben zu lassen. Der Bundesrat hat einer Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) zugestimmt.
Bislang war Aciclovir nur „in Zubereitungen als Creme zur Anwendung bei Herpes labialis in Packungsgrößen bis zu 2 g und einem Wirkstoffgehalt bis zu 100 mg je abgeteilter Arzneiform“ rezeptfrei. Mit der Zustimmung des Bundesrats ist der Wirkstoff in Zubereitungen als Creme nun auch in Kombination mit Hydrocortison in einer Konzentration von 1 Prozent des Glucocorticoids zur Therapie des Lippenherpes von der Verschreibungspflicht ausgenommen.
Laut AMVV kann die Kombination „zur Behandlung von Herpes labialis zur Verringerung des Risikos von ulzerativen Läsionen bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren“ eingesetzt werden. Zulässig ist nach neuer Festlegung eine Packungsgröße von bis zu zwei Gramm und einem Wirkstoffgehalt von bis zu 100 mg Aciclovir je abgeteilter Arzneiform.
Der Zusatz des Glucocorticoids soll durch eine Entzündungshemmung zu einer schnelleren Wundheilung beitragen; auf diese Weise soll das Entstehen ulzerativer Läsionen verhindert werden. Nicht nur die Kombination ist neu, sondern auch der Grenzwert für Hydrocortison. Bislang gilt für Packungsgrößen bis 50 Gramm eine maximale Konzentration von 0,25 Prozent, in Behältnissen bis 30 Gramm können auch 0,5-prozentige Präparate ohne Rezept verkauft werden. Das Corticoid kann in der Selbstmedikation zur kurzzeitigen – maximal zwei Wochen andauernden – äußerlichen Anwendung zur Behandlung von mäßig ausgeprägten entzündlichen, allergischen oder juckenden Hauterkrankungen bei Patienten ab dem 6. Lebensjahr eingesetzt werden.
Die Kombination ist bereits seit einigen Jahren von der FDA zugelassen und bietet Diskussionspotenzial. Topische Corticoide sind eigentlich bei Virusinfektionen kontraindiziert. Hydrocortison kann die Virusvermehrung begünstigen. Es besteht die Gefahr einer Virusgeneralisierung, vor allem in der Replikationsphase. Im Mausmodell konnte jedoch die Überlegenheit von der Kombination aus Aciclovir und Hydrocortison im Vergleich zu Placebo oder den Monopräparaten bestätigt werden.
Ironie der Geschichte: Schon vor zehn Jahren hatte Novartis unter der Marke Fenistil eine Herpescreme auf den Markt bringen wollen. Doch das BfArM lehnte die Dachmarke ab – auch weil der Fenistil-Wirkstoff Hydrocortison nicht gegen Lippenherpes eingesetzt wurde. Im Zuge der Fusion der OTC-Sparten von Novartis und GSK ging die mittlerweile in Pencivir umbenannte Herpescreme mit dem Wirkstoff Penciclovir an Omega.
Die Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV1) verläuft oft unbemerkt und findet bereits im Kindesalter statt. Wer sich mit HSV1 infiziert hat, bleibt lebenslang Träger des Virus, denn es nistet sich in die Nervenzellen des Rückenmarks ein und schlummert dort, bis es irgendwann reaktiviert wird. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung sind Träger des Virus, jedoch bricht er nur bei etwa 20 bis 40 Prozent im Laufe des Lebens aus. Kommt es zur Virusaktivierung, können Kribbeln, Spannungen und Juckreiz auftreten, bis sich schließlich erste Bläschen bilden.
Beim ersten Kribbeln sollte bereits mit der Behandlung begonnen werden, denn die Virusvermehrung findet hauptsächlich in den ersten 48 Stunden nach dem Ausbruch statt. Sind die Bläschen bereits aufgeplatzt, ist es meist zu spät für die antiviralen Wirkstoffe. Aciclovir wird fünfmal täglich im Abstand von vier Stunden aufgetragen. Der Arzneistoff wird von der Virus-DNA-Polymerase in die Virus-DNA eingebaut – es kommt zum Kettenabbruch. Neben dem Original Zovirax sind Generika im Handel.
Penciclovir wird im Abstand von zwei Stunden und mindestens sechsmal täglich aufgetragen. Der Wirkstoff soll auch noch in der Papel- und Bläschenphase wirksam sein und die Replikation der Virus-DNA hemmen. Die Virusvermehrung wird gestoppt, der Heilungsprozess vorangetrieben und Schmerzen vermindert. Pencivir (Omega) ist als getönte und ungetönte Creme im Handel.
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