Im New Yorker Stadtteil Brooklyn wurden im vergangenen Jahr etwa 30 Männer in besorgniserregendem Zustand aufgegriffen. Ihr kollektiver Drogenrausch soll vom synthetischen Cannabinoid AMB-FUBINACA ausgelöst worden sein. Auch in Deutschland konnte die Substanz in „Kräutermischungen“ identifiziert werden.
In den vergangenen Jahren kam es auch in Deutschland Vergiftungen mit synthetischen Cannabinoiden. „Allein im Einzugsgebiet der Vergiftungsinformationzentrale Freiburg traten mehrere hundert Fälle auf“ sagt Professor Dr. Volker Auwärter, Forensischer Toxikologe am Universitätsklinikum Freiburg. „Bis jetzt hatten wir keine Vergiftungsfälle, in denen AMB-FUBINACA der einzige konsumierte Stoff war – in diesen Fällen waren jeweils zusätzlich weitere Stoffe konsumiert worden. Zu den Stoffen, mit denen in den vergangenen Monaten gehäuft behandlungsbedürftige Vergiftungen aufgetreten sind, gehören 5F-ADB und ADB-CHMINACA.“
Die Substanz AMB-FUBINACA wurde ursprünglich gegen Schmerzen entwickelt, jedoch fand nie eine Studie am Menschen statt. Dem synthetischen Cannabinoid konnte keine ausreichende schmerzstillende Wirkung zugesprochen werden. Jedoch soll es etwa 85 Mal stärker sein, als das natürliche Tetrahydrocannabinol (THC). Die auf dem Markt befindlichen „Kräutermischungen“ enthalten meist auch weitere Vertreter der Substanzklasse.
„AMB-FUBINACA konnte in einigen Produkten, die wir im Rahmen von Testkäufen erworben haben, identifiziert werden und trat auch in biologischen Proben häufiger auf“, so der Toxikologe. Das Monitoring findet im Rahmen eines EU-geförderten Projektes, das vom Bundeskriminalamt kontrolliert wird, statt.
Auwärter sieht jedoch das Problem nicht nur auf den Straßen sondern auch in geschlossenen Einrichtungen. „Ein großes Problem stellt der Konsum dieser Stoffe auch im Justizvollzug, in forensisch-psychiatrischen Einrichtungen und in Einrichtungen der Suchthilfe dar. Dort werden häufig Drogentests durchgeführt und die Häftlinge oder Patienten wissen, dass diese Stoffe mit den standardmäßig eingesetzten immunchemischen Testverfahren nicht detektiert werden können.“
Am Institut für Rechtsmedizin Forensische Toxikologie könne die Substanz durch spezielle Verfahren bereits in wenigen Tagen identifiziert werden. „Die bei uns durchgeführten, differenzierten Untersuchungen sind deutlich aufwendiger und teurer, dafür aber in der Lage, das aktuell verfügbare Substanzspektrum vollständig abzubilden“, so Auwärter.
Laut New England Journal of Medicine zählen die synthetischen Cannabinoide zur am schnellsten wachsenden Substanzklasse, etwa 200 Verbindungen sind bereits bekannt. Die meisten Stoffe kommen aus China und Südasien und werden über Internet-Shops und nach Einführung des „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (NpSG) zunehmend über das Darknet vertrieben. Die Substanzen werden in Lösung gebracht und dann auf Kräutermischungen gesprüht.
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