Zolgensma: Warnung vor akutem Leberversagen APOTHEKE ADHOC, 20.02.2023 12:16 Uhr
Das Gentherapeutikum Zolgensma (Onasemnogen-Abeparvovec) gilt als eines der teuersten Medikament der Welt. Nun informiert Hersteller Novartis gemeinsam mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über das Risiko von akutem Leberversagen mit Todesfolge bei der Anwendung. Im August 2022 hatte Novartis einzelne Todesfälle bestätigt.
Eine einmalige Dosis Zolgensma soll Kindern mit Spinaler Muskelatrophie (SMA) helfen. Etwa eines von 10.000 Neugeborenen kommt mit SMA zur Welt. In Deutschland werden nach Angaben von Novartis pro Jahr etwa 50 Kinder mit der schwersten Form der Erkrankung (SMA Typ 1) geboren. Der Gendefekt führt zu einem frühzeitigen Untergang von Motoneuronen im Rückenmark. Als Folge kommt es zu Lähmungen und einer zunehmenden Atrophie der Muskulatur. Von dem Muskelschwund ist auch die Atemmuskulatur betroffen, sodass bereits Säuglinge künstlich beatmet werden.
Zolgensma wurde bislang bei einem Patientenkollektiv von etwa 3000 Personen angewendet. Vor der Therapieoption verlief die Erkrankung immer tödlich – Erkrankte haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von zwei bis fünf Jahren. Bei der schwersten Verlaufsform sterben die Kinder unbehandelt meist innerhalb der ersten zwei Lebensjahre an Atemschwäche. Rund zwei Millionen US-Dollar (1,9 Millionen Euro) kostet das neuartige Gentherapeutikum in den USA.
Hepatotoxizität & Leberversagen durch Zolgensma
Nun warnt der Hersteller vor einer Hepatotoxizität, die mit Onasemnogen-Abeparvovec in Verbindung gebracht wurde. Sie äußert sich vor allem in Leberfunktionsstörungen wie erhöhten Aminotransferasen (AST, ALT). Es wurde auch über akute, schwerwiegende Leberschäden oder akutes (tödliches) Leberversagen berichtet. Der zugrunde liegende Mechanismus hängt wahrscheinlich mit einer angeborenen und/oder adaptiven Immunreaktion auf den verwendeten Vektor zusammen.
Als Prophylaxe wird eine Kortikosteroidbehandlungbehandlung empfohlen. Außerdem soll die Leberfunktion regelmäßig überwacht werden – bis drei Monate nach der Infusion. „Dazu gehört eine wöchentliche Überwachung während des ersten Monats und der gesamten Kortikosteroid-Ausschleichphase, gefolgt von einer zweiwöchentlichen Überwachung für einen weiteren Monat und zu anderen Zeitpunkten, wenn dies klinisch angezeigt ist. Kortikosteroide sollten erst bei unauffälligen Leberfunktionstests ausgeschlichen werden“, so die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK).
Kommt es bei den Patient:innen zu schlechteren Leberfunktionstests oder Anzeichen einer akuten Erkrankung, müssen sie direkt untersucht werden. „Falls nicht ausreichend auf die Kortikosteroide angesprochen wird, sollte ein pädiatrischer Gastroenterologe oder Hepatologe hinzugezogen und eine Anpassung des Kortikosteroiddosierungsschemas in Betracht gezogen werden.“ Im August 2022 hatte Novartis bestätigt, dass zwei Kinder nach einer Behandlung mit Zolgensma an akutem Leberversagen gestorben waren.