Zöliakie bald therapierbar? Alexandra Negt, 06.07.2021 09:40 Uhr
Der Wirkstoffkandidat ZED1227 konnte in der Proof-of-concept-Phase-IIa-Studie überzeugen. Dr. Falk möchte schnellstmöglich die Phase-2b-Studie für das Medikament zur Behandlung der Zöliakie starten.
In ersten Untersuchungen konnte der Wirkstoffkandidat ZED1227 in puncto Wirksamkeit bereits überzeugen. Auch das bisherige Sicherheitsprofil fällt positiv aus. Dr. Falk kann nun auch eine positive Bilanz für die Phase-IIa-Studie ziehen – die Substanz beeinflusst tatsächlich die Schleimhaut und verringert deren gluteninduzierte Schädigung.
Zöliakie ist eine immunologische Darmerkrankung, bei der die Aufnahme von Gluten zu einer Schädigung der Darmschleimhaut führt. Durch die dauerhafte Entzündung bilden sich die Zotten auf der Schleimhaut zurück – es kommt zur Atrophie. Durch die Oberflächenverringerung und generell gestörte Durchlässigkeit kommt es häufig zu Nährstoffdefiziten. Die Betroffenen leiden unter Fettstühlen und Verstopfung im Wechsel. Durch die Malresorption kann es zu Folgeerkrankungen wie Anämie, Knochenschmerzen oder Osteomalazie (Aufweichen der Knochen) kommen.
ZED1227 soll schützend auf die Schleimhaut wirken. Der primäre Endpunkt – die Abschwächung der gluteninduzierten Schleimhautschädigung – wurde in allen Dosierungen erreicht. Die Patient:innen verzeichneten durchweg einen Therapieerfolg in Bezug auf Symptome und Lebensqualität. Dr. Falk testete drei verschiedene Dosierungen. Alle Varianten zeigten einen antientzündlichen Effekt auf die Darmmucosa. Die Gluten-Belastungsdauer betrug sechs Wochen.
Bei ZED1227 handelt es sich um einen oral einzunehmenden Transglutaminase-2-Inhibitor. Bei der Pathogenese der Zöliakie spielt die Transglutaminase 2 (TG2) eine Schlüsselrolle. Die Gewebetransglutaminase scheint die Stimulation von T-Zellen zu verstärken und so zur Schleimhautschädigung beizutragen.
Insgesamt nahmen 163 Proband:innen an der Phase-IIa teil. Jeweils 41 Proband:innen erhielten 10 mg, 50 mg oder 100 mg ZED1227. 40 Proband:innen bildeten die Placebogruppe. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Durchfall, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. In dieser vorläufigen Studie konnte gezeigt werden, dass ZED1227 die gluteninduzierte Schädigung der Zwölffingerdarmschleimhaut bei Patienten mit Zöliakie abschwächt.
Studienkoordinator Professor Dr. Markku Mäki kommentiert: „Im Namen des CEC-3/CEL-Forschungsteams danke ich den Zöliakiepatienten in ganz Europa, die sich freiwillig für unsere klinische Arzneimittelstudie zur Verfügung gestellt haben. Diese Forschungsergebnisse werden für die Zöliakiepatienten von Nutzen sein. Industrie, Wissenschaft und Patienten müssen zusammenarbeiten. Diesmal führten unsere Bemühungen zu sehr guten Ergebnissen. Mit ihrer Hilfe hat ZED1227 grünes Licht für die weitere Entwicklung hin zu einem Medikament gegen Zöliakie bekommen.“