Sind auch andere Sartane verunreinigt? Eine Sorge, die seit Sommer – als Valsartan, Losartan und Irbesartan von einzelnen Herstellern in verschiedenen Chargen zurückgerufen wurden – in den Köpfen ist. In den betroffenen Präparaten konnte N-Nitrosodimethylamin (NDMA) beziehungsweise N-Nitrosodiethyldiamin (NDEA) nachgewiesen werden. Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) hat verschiedene Sartane auf die Anwesenheit von NDMA und NDEA untersucht – und nichts gefunden. Entwarnung.
Das ZL hat mit finanzieller Unterstützung der ABDA 38 Sartan-haltige Präparate verschiedener Hersteller in einzelnen Chargen stichprobenartig untersucht. Die Arzneimittel wurden von September bis Oktober über den Großhandel bezogen und auf NDMA und NDEA überprüft. Per GC-MS-Methode wurden zehn Präparate mit Candesartan, je acht mit Losartan und Irbesartan sowie je sechs mit Olmesartan beziehungsweise Telmisartan untersucht. Die Nachweismethode hatte das ZL im Juli zum Nachweis von NDMA in Valsartan implementiert und validiert. Für die aktuellen Tests wurde das Verfahren um das Nitrosamin NDEA erweitert.
Im Fokus der Untersuchungen standen Präparate von Herstellern, deren Valsartan-haltige Arzneimittel mit NDMA verunreinigt waren. Die Anwesenheit des Nitrosamins wird auf die Umstellung des Herstellungsprozesses im Jahr 2012 zurückgeführt. Als wahrscheinlichste Ursache gilt eine Modifikation bei der Herstellung des Tetrazol-Rings. Hier soll N,N-Dimethylformamid (DMF) als Lösungsmittel eingesetzt worden sein, das dann über Dimethylamin und in Gegenwart mit Salpetriger Säure zu NDMA weiterreagiert hat. Telmisartan besitzt keinen Tetrazolring. Das ZL hat dennoch entsprechende Präparate untersucht, „um andere syntheseunabhängige Quellen“ für die Verunreinigungen auszuschließen.
Das ZL konnte in den 38 Arzneimitteln weder NDMA noch NDEA nachweisen. Dies könne verschiedene Ursachen haben. Zum einen sind die Nitroamine tatsächlich nicht enthalten oder in so geringen Mengen, dass sie mittels GC-MS-Methode des ZL nicht detektierbar sind. „In den von uns stichprobenartig untersuchten Präparaten mit unterschiedlichen Sartanen als Wirkstoff bei einer geschätzten Nachweisgrenze von 0,15 µg/ Tablette konnten wir kein NDEA detektieren“, erzählt Professorin Dr. Mona Abdel-Tawab.
„Die von der EMA veröffentlichten NDEA Konzentrationen im Valsartan Wirkstoff liegen je nach Wirkstoffcharge im Bereich von ‚nicht nachweisbar‘ – bis 0,27 ppm und sind damit extrem gering“, so Tawab weiter. „Vor diesem Hintergrund muss NDEA auch keineswegs in jeder Charge des Fertigarzneimittels nachweisbar sein.“ Anscheinend handele es sich nicht um eine flächendeckende Verunreinigung wie beim mit NDMA verunreinigten Valsartan.
Tawab gibt jedoch zu bedenken, dass die Ergebnisse der untersuchten Sartane sich nicht automatisch auf alle Arzneimittel übertragen lassen. Ein Rückschluss auf nicht untersuchte Chargen sei nicht möglich. Man müsse berücksichtigen, dass auch der Wirkstoff selbst in den einzelnen Chargen einen unterschiedlichen Gehalt an NDMA beziehungsweise NDEA vorweisen kann.
Fest stehe jedoch, „dass die gefundenen NDEA Konzentrationen um Potenzen niedriger liegen als die zuvor ermittelten NDMA Konzentrationen. Insofern sollte unser aller Anliegen darin bestehen, keine unnötige Verunsicherung oder Panik zu erzeugen, solange die Auswirkung dieser niedrigen Konzentrationen noch keineswegs bekannt sind.“
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