Leberschäden

Zinbryta: Formular für Patienten APOTHEKE ADHOC, 28.11.2017 12:05 Uhr

Hersteller Biogen fordert die Ärzte auf, bei jedem bereits eingestellten Patienten zu prüfen, ob das MS-Mittel Zinbryta noch eine geeignete Behandlungsoption darstellt. Foto: Biogen
Berlin - 

Die Behandlung mit Zinbryta (Daclizumab) kann zu einer nicht vorhersagbaren und potenziell tödlich verlaufenden immunvermittelten Leberschädigung führen. Der Hersteller Biogen fordert die Ärzte auf, bei jedem bereits eingestellten Patienten zu prüfen, ob das MS-Mittel noch eine geeignete Behandlungsoption darstellt.

Das europäische Risikobewertungsverfahren für Daclizumab wurde vor Kurzem abgeschlossen. Hintergrund der Prüfung waren Fälle schwerwiegender Leberschäden, die trotz der empfohlenen Kontrollen auftraten. Im Juli 2017 wurde als vorläufige Maßnahme die Anwendung von Daclizumab bereits eingeschränkt.

Nun weist Biogen in Absprache mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) per Rote-Hand-Brief auf die neuen Sicherheitsmaßnahmen hin. Daclizumab soll demnach nur angewendet werden, wenn mindestens zwei krankheitsmodifizierende Therapien (DMT, disease modifying therapies) nicht ausreichend wirksam waren und jede andere DMT kontraindiziert oder ungeeignet ist.

Serumtransaminasen und Bilirubin sollen vor jeder Behandlung und bis zu sechs Monate nach der letzten Daclizumab-Dosis kontrolliert werden. Wenn ALT oder AST auf das Dreifache des oberen Normwerts übersteigen, soll Daclizumab unabhängig vom Bilirubinwert abgesetzt werden. Bei Patienten, die nicht auf die Behandlung ansprechen oder dem Erfordernis der monatlichen oder noch häufigeren Kontrollen der Leberfunktion nicht folgen, soll ein Abbruch der Therapie in Erwägung gezogen werden.

Bei Anzeichen und Symptomen einer Leberschädigung soll der Patient unverzüglich an einen Hepatologen überwiesen werden. Grundsätzlich sollten Patienten in vollem Umfang über das Risiko einer Leberschädigung und die notwendige Überwachung sowie über Anzeichen und Symptome aufgeklärt werden. Allen Patienten – auch bereits mit Daclizumab behandelten – soll ein Bestätigungsformular vorgelegt werden. Mit dem neu eingeführten Dokument soll sichergestellt werden soll, dass die Patienten ausreichend über die Risiken aufgeklärt worden sind und von ihrem behandelnden Arzt eine Patientenkarte erhalten haben.

Daclizumab ist kontraindiziert bei vorbestehender Lebererkrankung oder Leberfunktionsstörung. Bei ALT- oder AST-Werten über dem Doppelten des oberen Normwerts wird ein Behandlungsbeginn nicht empfohlen. Bei gleichzeitig auftretenden anderen Autoimmunerkrankungen wird ein Therapiebeginn mit Daclizumab nicht empfohlen, genauso wie bei der gleichzeitigen Anwendung anderer hepatotoxischer Arzneimittel, einschließlich nicht verschreibungsplichtiger und pflanzlicher Präparate. Vor Therapiebeginn sollten die Patienten auf Hepatitis B und C untersucht werden; bei positivem Testergebnis Überweisung an Hepatologen.

Zu Daclizumab liegen Berichte über mehrere Fälle von schwerwiegender Leberschädigung vor, einschließlich immunvermittelter Hepatitis und fulminant verlaufener Leberschädigung, die trotz Einhaltung der empfohlenen Maßnahmen zur Risikominimierung und monatlicher Überwachung der Leberfunktion auftraten. In klinischen Studien wurden bei 1,7 Prozent der Patienten schwerwiegende Reaktionen, einschließlich Autoimmunhepatitis, Hepatitis und Ikterus, beobachtet.

Die EMA kam nach ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass Leberschädigungen jederzeit während der Behandlung und bis zu sechs Monate nach der letzten Daclizumab-Dosis auftreten können. Die Fachinformation wurde im Juli 2017 aktualisiert und um vorläufige Vorsichtsmaßnahmen ergänzt. Nach Abschluss der Sicherheitsüberprüfung durch die EMA, die das Risiko einer Leberschädigung eingehender untersuchte, wird nun das Anwendungsgebiet in der Fachinformation eingeschränkt und es werden weitere Sicherheitsinformationen über schwerwiegende Leberschädigungen in die Fachinformation aufgenommen.

Daclizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der bei schubförmiger Multipler Sklerose (RMS) eingesetzt wird.