Zavicefta: Neues Klinikantibiotikum Nadine Tröbitscher, 18.02.2017 09:28 Uhr
Neue Antibiotika werden dringend benötigt, auch wegen der zunehmenden Resistenzen. Pfizer brachte im Februar Zavicefta (Ceftazidem/Avibactam) auf den Markt. Die Kombination wirkt spezifisch gegen Infektionen, die durch multiresistente gramnegative Bakterien ausgelöst werden.
Zugelassen ist Zavicefta für die Behandlung von Erwachsenen mit komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) oder Harnwegsinfektionen (cUTI) einschließlich Pyelonephritis. Auch im Krankenhaus erworbene Pneumonie (HAP) einschließlich beatmungsassoziierte Pneumonie (VAP) können mit dem neuen Produkt behandelt werden. Außerdem ist der Einsatz bei Infektionen mit aeroben gramnegativen Keimen bei Erwachsenen möglich, wenn andere Behandlungsoptionen begrenzt sind.
Das Medikament ist als Trockensubstanz zur Herstellung einer Infusionslösung zu zehn Stück auf dem Markt. Die Fixkombination enthält 2000 mg Ceftazidem und 500 mg Avibactam. Die Infusion soll dreimal täglich über zwei Stunden erfolgen. Je nach Art und Schwere der Erkrankung kann die Behandlung bis zu zwei Wochen andauern.
Ceftazidem ist ein bekanntes Cephalosporin und zählt zu den Beta-Laktamen. Diese Antibiotika hemmen die bakterielle Zellwandsynthese. Sie blockieren Penicillin-bindende-Proteine (PBP) in der Wachstumsphase und wirken so bakterizid. PBP sind an der Synthese der bakteriellen Zellwand beteiligt. Ohne Zellwandsynthese können sich die Mikroorganismen nicht vermehren.
Avibactam ist ein Beta-Laktamase-Inhibitor und verhindert somit den Abbau des Beta-Laktam-Antibiotikums. Der Inhibitor selbst hat keine eigene antibakterielle Aktivität. Die Substanz ist der erste Beta-Laktamase-Inhibitor, der selbst keinen Beta-Laktam-Ring aufweist und reversibel an das Bakterien-Enzym bindet. Wird eine Bindung gelöst, kann der Wirkstoff erneut an ein Molekül binden. Avibactam hemmt verschiedene Beta-Laktamasen der Klassen A, C und D und verhindert so die Hydrolyse des Antibiotikums in vielen Carbapenem-resistenten Enterobakterien.
Eine Zulassungsempfehlung von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hatte das Medikament bereits im vergangenen Jahr erhalten. In den USA ist die Kombination seit 2015 zugelassen und unter den Namen Avycaz im Handel. Die bekanntesten Kombinationen aus Beta-Laktam-Antibiotikum und Beta-Laktamase-Hemmer sind Amoxicillin/Clavulansäure und Ampicillin/Sulbactam.
Für Ampicillin/Sulbactam herrschte lange Zeit ein Lieferengpass. Klinikapotheken mussten vorhandene Reserven streng rationieren, während andere noch eine sehr kurze Zeit auslieferten. Ampicillin kommt nur bei ausgewählten Erkrankungen zum Einsatz, eignet sich aber in Kombination mit Sulbactam speziell für Haut- und Weichteilinfektionen, Wundinfektionen, bestimmte Formen der Lungenentzündung und Infektionen im Kopf- und Halsbereich.