Psilocybin-Synthese

Zauberpilze als Antidepressivum

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Berlin -

Zauberpilze finden vor allem in der schamanischen Heilkunst Verwendung. Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass die Pilze erfolgreich bei Krebspatienten eingesetzt wurden und geholfen haben, deren Depressionen und Ängste zu überwinden. Pilz-Inhaltsstoffe als Antidepressivum? Forscher der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena sind optimistisch, denn ihnen gelang vor Kurzem erstmals die synthetische Herstellung der Substanz Psilocybin im Labormaßstab.

Zauberpilze, auch „Magic Mushrooms“ genannt, sind psychoaktive Pilze, die die Indolalkaloide Psilocybin und Psilocin enthalten. Erstmals wurden diese Substanzen von Albert Hofmann, dem Entdecker des LSD, aus mexikanischen Rauschpilzen isoliert. Die Einnahme kann zu körperlicher Leichtigkeit und Energie, Euphorie und Freude führen. Die Wirkung ähnelt jener von LSD, ist aber von kürzerer Dauer. Deshalb werden sie missbräuchlich zu Rauschzwecken eingesetzt. Gegenwärtig erfahren die Alkaloide vermehrt pharmazeutische Beachtung, da sie Potential zur Behandlung von Depressionen und Angstzuständen besitzen und gut verträglich sind.

Pilze mit diesen Wirkstoffen sind in Anlage I zu § 1 Abs. 1 des Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgelistet und somit nicht verkehrsfähig. Jeglicher Umgang mit diesen Substanzen ist daher generell verboten. Doch Wissenschaftler können zu Forschungszwecken eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Dies tat auch die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Dirk Hoffmeister des Instituts für Pharmazeutische Mikrobiologie in Jena. Zusammen mit seinem Team forscht er an den Inhaltsstoffen der Pilzgattung Psilocybe.

Obwohl die Struktur von Psilocybin seit 60 Jahren bekannt ist, blieb die enzymatische Basis seiner Biosynthese bislang unklar. Die Wissenschaftler um Hoffmeister haben es geschafft, das Molekül erstmals enzymatisch zu synthetisieren. Sie charakterisierten vier Psilocybin-Biosyntheseenzyme: PsiD, das eine neue Klasse pilzlicher l-Tryptophan-Decarboxylasen darstellt, PsiK, das den Phosphotransfer-Schritt katalysiert, die Methyltransferase PsiM, die den N-Methyltransfer als terminalen Biosyntheseschritt katalysiert, und PsiH, eine Monooxygenase. In einer kombinierten PsiD/PsiK/PsiM-Reaktion wurde Psilocybin enzymatisch schrittweise ausgehend von 4-Hydroxy-1-tryptophan synthetisiert. Die Studienergebnisse könnten die Grundlage für die biotechnologische Produktion des Wirkstoffs bilden.

Psilocybin ist ein Prodrug und wird im Körper rasch zum Psilocin dephosphoryliert, der eigentlich psychoaktiven Verbindung. Untersuchungen anderer Forscher zur Pharmakokinetik an Menschen zeigten, dass nach oraler Verabreichung auf nüchternen Magen Psilocybin in signifikanten Mengen innerhalb von 20 bis 40 Minuten im Plasma nachweisbar war. Die Substanz wird größtenteils über die Niere abgebaut. Psychische Effekte treten bei Plasmaspiegeln von 4 bis 6 mg/ml auf.

Eine kürzlich veröffentlichten Studie untersuchte Pharmakokinetik und Sicherheitsprofil von Psilocybin in sequenziellen, eskalierenden oralen Dosen von 0,3, 0,45 und 0,6 mg/kg bei zwölf gesunden Erwachsenen. Da Psilocybin zu Psilocin abgebaut wird, war ersteres weder im Urin noch im Plasma nachweisbar. Die Pharmakokinetik von Psilocin war innerhalb des zweifachen Dosisbereichs linear und die Eliminationshalbwertszeit betrug 3 Stunden. Bei den untersuchten Probanden traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.

Psilocin ähnelt dem Neurotransmitter Serotonin und ist ein Partialagonist mit hoher Affinität am 5-HT2A-Rezeptor. Es wirkt jedoch nicht wie LSD auf die Dopamin-Rezeptoren. Therapeutisch werden 5-HT2A-Rezeptorantagonisten heute als atypische Antipsychotika eingesetzt, beispielsweise Clozapin. Pilz-Halluzinogene scheinen daher als Antidepressivum nicht ungeeignet zu sein. Bis es ein zugelassenes Medikament für diese Indikation gibt, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Aber als Arzneistoff ist Psilobycin nicht neu: Das Alkaloid wurde unter dem Namen Indocybin (Sandoz) als kurz wirkende und verträgliche Substanz vertrieben. Es diente als Hilfsmittel zur Aktivierung des Unbewussten im Rahmen tiefenpsychologischer Behandlungen, musste später jedoch wieder vom Markt genommen werden.

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