Die Entgleisung des Blutzuckerspiegels ist für jeden Diabetiker ein Grund zur Sorge: Es kann bis zum diabetischen Koma führen. Betroffene werden bewusstlos und müssen hospitalisiert werden. Grund dafür ist ein absoluter Insulinmangel des Körpers. Insulin wirkt sowohl auf den Zucker- als auch auf den Fettstoffwechsel. Ein Verdickungsmittel könnte helfen, dem entgegenzuwirken.

Xanthan als Therapieansatz

Xanthan ist ein häufig in Nahrungsmitteln eingesetztes Verdickungsmittel. Das natürlich vorkommende Polysaccharid wird mit Hilfe von Bakterien der Gattung Xanthomonas aus zuckerhaltigen Substraten gewonnen. Unter der E-Nummer 415 wird es als Geliermittel und zum Eindicken von flüssigen Substanzen verwendet. Wissenschaftler:innen könnten dem Zusatzstoff anhand von Studienergebnissen nun jedoch zu einem anderen Indikationsgebiet verhelfen.

Therapeutisch wird Xanthan bereits bei Patient:innen mit Schluckbeschwerden eingesetzt. Um die Aspiration von Flüssigkeiten zu verhindern, wird das Verdickungsmittel vor Patientengabe unter die jeweilige Speise gerührt. Könnte nun auch eine Anwendung für Diabetiker:innen in Frage kommen?

Verdickungsmittel an Ratten getestet

Erstautor Haruka Tohara und sein Forschungsteam der Tokyo Medical and Dental University haben auf der Suche nach neuen Therapieansätzen für Typ-2-Diabetiker:innen die Wirkung von Xanthan bei Ratten untersucht. Die Tiere bekamen über fünf Wochen hinweg entweder reines oder mit Xanthan angereichertes Wasser. Beobachtet wurden dabei die Auswirkungen auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Analysiert wurden die Genexpression im Gastrointestinaltrakt und das Darmmikrobiom der Tiere.

Xanthan hat viele positive Eigenschaften

Bei den Ratten, die angedicktes Wasser erhielten, sei der Blutzuckerspiegel nach 60 und 90 Minuten deutlich niedriger gewesen, als bei den Tieren die reines Wasser bekamen, so die Forscher:innen. Dabei sei der Mechanismus sehr interessant, denn die Gabe von eingedickter Flüssigkeit verringere den Blutzuckerspiegel in Verbindung mit den Darmhormonen Glp1 und Glp1r im Krummdarm, so Tohara. Zudem sei ein Anstieg der Anzahl von zwei nützlichen Darmbakterien (Erysipelotrichales und Christensenellaceae) zu verzeichnen gewesen. Diese Bakterien produzieren kurzkettige Fettsäuren. So werden Darm- und Pankreaszellen geschützt und die Insulinsekretion gefördert.

Günstig für Diabetiker:innen

Zusätzlich habe sich der Fettsäure- und der Glukosestoffwechsel im unteren Abschnitt des Dünndarms verstärkt, so die Forscher:innen. Xanthan habe auch Auswirkungen auf die mikrobielle Zusammensetzung des Darms gezeigt. Insgesamt deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass Xanthan mit niedrigeren Blutzuckerspiegeln und einem niedrigeren Gesamtcholesterinspiegel bei Diabetikern in Verbindung gebracht werden kann.