Wirkstoffpflaster richtig entsorgen APOTHEKE ADHOC, 12.06.2018 09:53 Uhr
Wirkstoffhaltige Pflaster wollen nicht nur richtig geklebt, sondern auch entsorgt werden. Denn auch zum Zeitpunkt des Pflasterwechsels sind die transdermalen Systeme noch mit Arzneistoff beladen und können zur Gefahr werden, beispielsweise wenn sie in Kinderhände gelangen. Außerdem bergen die Pflaster ein Missbrauchspotenzial.
Nikotin-, Schmerz-, Opioid- oder Hormonpflaster zählen zu den gängigen transdermalen Systemen (TTS) aus der Apotheke. Da die Arzneimittel bei falscher Anwendung nicht nur eine Gefahr bergen für die Verwender, sondern auch für unbeteiligte Personen sein können, sollten sie stets außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden. Außerdem kann eine separate Lagerung von Wundpflastern vor Verwechslungen und Fehlgebrauch schützen.
Eine gesetzliche Regelung zur Entsorgung der TTS gibt es nicht. Empfohlen wird eine sachgemäße und kindersichere Entsorgung nach dem Pflasterwechsel. In der Toilette sollten sie nicht landen. Patienten sollten das Pflaster in der Mitte nach innen so falten, dass die Klebeflächen aufeinander kleben. Anschließend kann das alte Pflaster in der Folie des neuen entsorgt werden. Die Pflaster wandern dann so oder in einem Kanüleneimer in den Hausmüll.
Ein Blick in die Packungsbeilage liefert Hinweise für die richtige Entsorgung. Novartis schreibt beispielsweise für die estradiol-haltigen Pflaster Estradot: „Verwendete und nicht verwendete Pflaster sollten entsprechend den nationalen Anforderungen beseitigt oder zurück in eine Apotheke gebracht werden, vorzugsweise in der Originalverpackung.“
Die Entsorgung von Opioid-Pflastern war auch Thema auf dem „Aktionstag gegen den Schmerz“. „Einer der verwendeten Wirkstoffe ist das Opioid Fentanyl, das bis zu hundertmal stärker als Heroin ist. Das macht die gebrauchten Pflaster interessant für Drogenabhängige“, sagt Professor Dr. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). Drogenabhängige würden gebrauchte Pflaster im Müll von Kliniken, Heimen und Hospizen sammeln und auskochen, um die herausgelösten Wirkstoffe dann zu injizieren, so die Expertin. Überdosierung führe zu Bewusstlosigkeit, Atemlähmung und sogar zum Tod.
Medac liefert für die Opioid-haltigen Schmerzpflaster der Marke Painbreak ein missbrauchssicheres Entsorgungsset direkt auf der Pflasterhülle, dort wo sie den Patienten am meisten nützt. „Diese sollte der Patient deshalb aufbewahren, um dann das Pflaster nach Gebrauch dort einzukleben“, schreibt das Unternehmen. Eine behördliche Auflage ist sei das Entsorgungssystem nicht, sondern ein Service für die Patienten. Somit könne eine sichere und kindersichere Entsorgung gewährleistet werden. „Das Zusammenfalten und Aneinanderkleben des Pflasters verhindert eine unerwünschte Berührung mit der Innenfläche und damit mit dem Wirkstoff. Die Klebefolie verdeckt und umschließt das zu entsorgende Pflaster sicher und fest (z.B. für Kinder!).“
Fentanyl-Pflastern von Hexal liegt seit 2015 ein Entsorgungssystem bei. „Hochleistungsklebefolien sorgen dafür, dass das zu entsorgende Pflaster von zwei Folien fest und sicher umschlossen wird und somit sicher und effektiv entsorgt werden kann“. Nachdem das Pflaster in der Mitte nach innen zusammenklebt wurde, wird es auf die Innenseite des Beutels geklebt und dieser dann verschlossen.
Laut Bundesumweltministerium (BMUB) zählen Altarzneimittel zum Siedlungsabfall und gehören in den Hausmüll. Hierzulande ist demnach die Müllabfuhr als öffentlich-rechtlicher Entsorger in der Verantwortung, den stofflich nicht verwertbaren Restabfall vor der Deponierung zu verbrennen beziehungsweise wenn nötig, mechanisch-biologisch zu behandeln. Selbst für „hausmüllähnlichen Abfall von Einrichtungen wie Krankenhäusern, Arztpraxen oder Pflegeeinrichtungen“ gibt es keine Ausnahme. Zur Vermeidung von Belastungen des Abwassers dürfen Altarzneimittel, so das BMUB, nicht über das Waschbecken oder die Toilette entsorgt werden.
Sondermüll aus Apotheken wird deutschlandweit unterschiedlich entsorgt. In Berlin können Apotheken die schwarze Medi-Tonne für die Entsorgung von Altmedikamenten, gemischten Siedlungsabfällen und nichtinfektiösen medizinischen Abfällen bei der BSR bestellen. In die Tonne dürfen jedoch nur die Blister, Tuben oder Pflaster – ohne Umkarton und Beipackzettel. Umsonst ist die sichere Entsorgung für die Apotheke nicht. Die Medi-Tonne zu 120 Litern kostet 33,49 Euro, für das doppelte Volumen werden 39,07 Euro fällig. Beim Müllheizkraftwerk in Ruhleben wird der gesammelte Inhalt alle 14 Tage verbrannt und als Heißdampf energetisch wieder nutzbar gemacht.