Forschungserfolg

Wirkstoff gegen Strahlenschäden dpa, 11.04.2008 09:00 Uhr

Washington - 

US-Forscher haben einen Wirkstoff gefunden, der vor Schäden durch radioaktive Strahlung schützt. Der Wirkstoff könne zu einem Medikament weiterentwickelt werden, das Krebspatienten vor den Nebenwirkungen einer Strahlenbehandlung bewahrt, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Science“. Er eigne sich aber möglicherweise auch, um bei Unglücken in Atomkraftwerken oder bei anderen Strahlungsnotfällen wie denkbaren Anschlägen mit sogenannten schmutzigen Atombomben Menschen vor den Folgeschäden zu bewahren.

Andrei Gudkov vom Roswell Park Cancer Institute in Buffalo und seine Mitarbeiter hatten den Wirkstoff namens CBLB502 aus dem Eiweiß eines Bakteriums gewonnen und zunächst an Mäusen getestet. 87 Prozent der Versuchstiere, die den Wirkstoff 30 Minuten vor einer Bestrahlung verabreicht bekamen, überlebten eine normalerweise tödliche Strahlendosis. Bei bisher getesteten Schutzwirkstoffen lag die Rate nur bei 54 Prozent.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass CBLB502 vor allem besonders anfällige Regionen wie das Knochenmark und den Verdauungstrakt vor Strahlungsschäden schützt. Der Wirkstoff sorge über mehrere Zwischenschritte unter anderem dafür, dass der programmierte Selbstmord der Zellen, der normalerweise nach einer Bestrahlung zu ihrem massiven Absterben und dadurch zu heftigen Nebenwirkungen führt, verhindert wird.

Wie die Forscher anschließend zeigten, schützt der Wirkstoff lediglich gesunde Zellen vor der Strahlung, Tumorzellen hingegen wurden durch die Strahlung zerstört. Dies bestätige das Potenzial des Wirkstoffs für die Krebstherapie. Bei hohen Strahlungsdosen entfaltete CBLB502 seine schützende Wirkung nur, wenn er den Tieren vor der Bestrahlung gespritzt wurde. Bei geringerer Strahlendosis wirkte er auch, wenn er bis zu einer Stunde nach der Bestrahlung verabreicht wurde.

Nach den Versuchen an Mäusen bestätigten die Wissenschaftler die Wirkung an Rhesus-Affen. Bei diesen stieg die 40-Tage-Überlebensrate nach einer Bestrahlung von 25 auf 64 Prozent an. Die festgestellten Schäden an Knochenmark und blutbildendem System waren bei den überlebenden Tieren deutlich geringer als bei bestrahlten Kontrolltieren, die die Substanz nicht erhalten hatten.