Vakzine gegen Sars-CoV-2

„Wir werden letztlich mehrere Impfstoffe brauchen“ APOTHEKE ADHOC, 20.04.2020 11:43 Uhr

Wichtiger Schritt zur Prävention: Schon bald soll auch hierzulande die klinische Testung eines Impfstoffes gegen Sars-CoV-2 beginnen. Foto: Billion Photos/shutterstock.com
Berlin - 

Neben der Suche nach einer geeigneten Therapie gegen Covid-19 steht vor allem die Prävention im Vordergrund. Ein wesentlicher Baustein ist dabei die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Sars-CoV-2. In Deutschland soll in Kürze die erste klinische Prüfung eines Kandidaten starten.

Eine Vakzine entsteht nicht von heute auf morgen – nach der bloßen Entwicklung stehen noch klinische Studien auf dem Plan. Diese sollen nun auch in Deutschland starten: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gab zwar keinen genauen Starttermin bekannt, erklärte jedoch, dass im Laufe des Jahres noch weitere Prüfungen hinsichtlich eines Sars-CoV-2-Impfstoffes hinzukämen.

Weltweite Arbeit an Impfstoffen

Derzeit laufen etwa 50 bis 60 Impfstoffprojekte weltweit: Pharmaunternehmen und Forschungsinstitute arbeiten mit Hochdruck daran, einen geeigneten Kandidaten auf den Markt zu bringen. Unter anderem bemüht sich das deutsche Biotech-Unternehmen CureVac, einen Impfstoff zu entwickeln. Vier Kandidaten befinden sich weltweit in den ersten klinischen Prüfungen: Ein RNA-Impfstoff der Firma Moderna in den USA, ein DNA-Impfstoff des US-Biotech-Unternehmens Inovio und zwei Vektor-Impfstoffe auf Adenovirusbasis in China und Großbritannien.

PEI-Präsident Professor Dr. Klaus Cichutek ist optimistisch, was die Entwicklung angeht: Es würden präventive Impfstoffe benötigt, die spezifisch gegen Sars-CoV-2 wirkten. Das PEI ergreife eine Reihe von Maßnahmen, um Kandidaten „gezielt auf klinische Prüfungen hinzuführen und bestimmte Phasen der klinischen Prüfung zu komprimieren“. Die Zulassung der Impfstoffe dauere nicht so lange wie die Entwicklung selbst. Bestimmte Laboruntersuchungen und klinische Prüfungen seien unumgänglich, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit sicherzustellen.

„Wir werden letztlich mehrere Impfstoffe brauchen“, erklärte Cichutek. Dies sei nötig, um den hohen Bedarf decken zu können. Außerdem sei bereits absehbar, dass die Impfstoffe unterschiedliche Eigenschaften haben werden. In den USA wurde bereits vor etwa einem Monat erstmals ein Sars-CoV-2-Impfstoff am Menschen appliziert: Insgesamt 45 gesunde freiwillige Teilnehmer zwischen 18 und 55 nahmen an dem Test in einem Forschungsinstitut in der nordwestlichen Metropole Seattle teil, wie die zum US-Gesundheitsministerium gehörenden National Institutes of Health (NIH) mitteilten.

Impfstoffentwicklung – ein stufenweiser Prozess

Ein Impfstoff wird grundsätzlich in mehreren Etappen entwickelt: Zunächst muss das entsprechende Virus analysiert werden. Dazu wird ermittelt, was genau die Immunreaktionen hervorruft. Anschließend gilt es, das Design des Impfstoffes zu entwickeln: Welche Teile des Virus sollen enthalten sein und welche Zusatzstoffe werden hinzugefügt? Danach folgt die Erprobung an Tieren, um erste Ergebnisse zu erhalten. Anschließend kann an freiwilligen Probanden getestet werden. Sind die Ergebnisse positiv und der Impfstoff ausreichend erforscht, kann er bei den zuständigen Behörden zugelassen werden. Erst danach erfolgt die Massenproduktion des Impfstoffes.

Dieser Prozess nimmt einige Zeit in Anspruch. Die Behörden haben jedoch bereits zugesichert, alle Anträge in Bezug auf Sars-CoV-2 mit höchster Priorität zu bearbeiten. Dadurch könnten die Etappen weit schneller als je zuvor durchlaufen werden. Wenn mehrere Unternehmen und Forschungsinstitute ihr Ziel erreichen und entsprechende Ware zur Verfügung stellen können, sind die Chancen auf ausreichende Impfeinheiten für eine globale Impfkampagne höher.