Hepatitis

Wildschwein-Virus befällt Menschen

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Der Erreger Hepatitis E (HEV) bei Wildschweinen stellt offenbar auch eine Gefahr für Menschen dar. „Dieser Erreger besitzt ein zoonotisches Potenzial, das heißt, er kann vom Wildschwein auf den Menschen übertragen werden“, sagte der Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Professor Dr. Martin Groschup. Dies belegten HEV-Erkrankungen bei Menschen in Frankreich und Japan, die im Zusammenhang mit dem Verzehr von rohem oder ungenügend gegartem Fleisch von Wildschweinen - besonders der Leber - stehen.

Noch aber seien die Übertragungsmechanismen von Tier zu Tier wie auch auf den Menschen nicht umfassend geklärt. „Wir vermuten, dass der Erreger durch Kontakt mit infektiösem Kot, Körperflüssigkeiten oder mit rohem Fleisch und Eingeweiden von Wildschweinen auf den Menschen übertragen werden kann“, sagte Groschup. Zu den potenziellen Risikopopulationen gehörten daher Waldarbeiter, Schweinezüchter oder Schlachthofmitarbeiter. Bei ihnen sei im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung ein deutlich erhöhter Anteil von Personen mit HEV-spezifischen Antikörpern gefunden worden.

Die Zahl von Hepatitis E-Fällen beim Menschen hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland kontinuierlich erhöht. 2010 wurden dem Robert Koch-Institut insgesamt 221 Fälle der meldepflichtigen Krankheit registriert, im Jahr zuvor wurden 108 Fälle, 2006 wurden 51 Fälle gezählt.

Anfangs ließen sich die meisten Erkrankungen mit Reisen nach Afrika, Asien oder Lateinamerika in Zusammenhang bringen, wo sich die Betroffenen über verunreinigtes Trinkwasser mit den HEV-Genotypen 1 und 2 infiziert hatten. Seit 2001 stiegen jedoch nicht nur die Erkrankungszahlen kontinuierlich an, sondern auch die Fälle, bei denen sich die Betroffenen offenbar in Deutschland infiziert haben. Wurden 2006 rund 47 Prozent der registrierten Hepatitis E-Fälle nicht mit Auslandsreisen in Verbindung gebracht, waren es 2009 knapp 79 Prozent.

Neuere Untersuchungen belegten, dass auch bei deutschen Wildschweinen der Hepatitis-E-Erreger mit dem sogenannten Genotyp 3 weit verbreitet sei, sagte Groschup. Man gehe davon aus, dass diese Erreger in Wildschweinen in Deutschland seit mindestens zwei Jahrzehnten existierten. Die Durchseuchung liege vermutlich bei etwa 15 Prozent.

In der Regel verläuft die Erkrankung beim Menschen harmlos. Typisch seien Grippesymptome und erhöhte Leberenzymwerte. Eine antivirale Therapie und einen in Europa zugelassenen Impfstoff gibt es derzeit nicht.

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