Bayer hat erneut Probleme bei der Auslieferung von flüssigem Aspirin etwa für Herzinfarkt-Patienten. „Wir sind eingeschränkt lieferfähig“, bestätigte eine Konzernsprecherin am Samstag einen entsprechenden „Spiegel“-Bericht. Derzeit liefere man Kontingente, also reduzierte Mengen aus.
Es könne zu „einer Lieferunfähigkeit bei allen Packungsgrößen kommen“, heißt es von Bayer. Ursache seien Qualitätsprobleme und der Ausfall mehrerer Produktionslinien in Frankreich, wo das Medikament in Lohnfertigung hergestellt werde. „Wir nehmen das sehr ernst. Das ist leider ein längerfristiges Problem. Wir sind in Gesprächen – auch über eine Kapazitätserweiterung“, sagte die Sprecherin.
Bayer ist in Deutschland der einzige Anbieter der flüssigen Form des Medikaments. Es wird zur Blutverdünnung eingesetzt. Bereits im vergangenen Sommer war es zu Lieferengpässen bei „Aspirin i.v.“ gekommen. Damals hatte die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin betont, Grund zur Sorge bestehe nicht. Das Medikament könne auch als Tablette verabreicht werden. Diese Methode habe in den allermeisten Fällen keine Nachteile gegenüber einer Injektion.
Bayer ist in Deutschland der einzige Anbieter von entsprechenden Infusionslösungen. Das macht den Engpass laut „Spiegel“ medizinisch heikel. Patienten mit Tabletten zu behandeln, gehe in Notfallsituationen nur eingeschränkt: Tabletten könnten verzögert oder schlechter wirken – und bei bewusstseinsgetrübten Patienten riskanter sein.
Auch darüber hinaus hat Bayer mit Herstellungsproblemen zu kämpfen. Konzernchef Werner Baumann erhielt von der US-Aufsichtsbehörde FDA einen Warnbrief, in dem der Zustand von Produktionsanlagen in Leverkusen bemängelt wurde. Bayer sagt, dass es keinen Zusammenhang mit dem Aspirin-Lieferengpass gebe.
Im vergangenen Jahr hatte Bayer mit Qualitäts- und Lieferproblemen bei Bepanthen zu kämpfen. Bei der Einrichtung eines neuen Salben/-Creme-Mixers am Standort Grenzach sei es zu Problemen gekommen, einhergehend damit hätten sich technische Schwierigkeiten in der Abfülllinie ergeben, hieß es. Als es wieder Ware gab, häuften sich die Reklamationen. Bei einigen Tuben wurde eine Phasentrennung beschrieben.
Zuletzt sorgte das Magenmittel Iberogast für negative Schlagzeilen. Weil der Konzern das Produkt trotz der Risiken im Zusammenhang mit Schöllkraut ohne Warnhinweis vertreibt, sprach die Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche von einem „Skandal“. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprang auf den Zug auf: Bayer müsse die Patienten aufklären. Der Konzern verteidigte in einem Youtube-Video die Zusammensetzung. Das Thema wird demnächst den Gesundheitsausschuss des Bundestags beschäftigen.
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