Ambroxol

Wick will nicht auf EMA warten

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Berlin -

Noch hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) nicht entschieden, ob die Schleimlöser Ambroxol und Bromhexin uneingeschränkt verkehrsfähig bleiben. Bei Procter & Gamble (P&G) will man nicht auf das Ergebnis warten: Unter der Dachmarke Wick kommt jetzt ein Ambroxol-Saft für Kinder auf den Markt.

Ambroxol wird seit Jahrzehnten als Expektorans eingesetzt. In den vergangenen Jahren häuften sich aber Meldungen zu Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, darunter auch schwere Fälle wie das Stevens-Johnsons-Syndrom. Außerdem berichteten Patienten über Ödeme, spastische Reaktionen und Reaktionen der Atemwege.

Die belgische Arzneimittelbehörde AFMPS hatte daher die EMA um Prüfung des Nutzen/Risiko-Profils gebeten. Vor allem beim Einsatz bei Kindern unter sechs Jahren seien die Risiken womöglich größer als der Nutzen, hieß es. Experten gehen nicht davon aus, dass der Wirkstoff generell verschreibungspflichtig wird. Für wahrscheinlicher gehalten wird etwa eine Indikationseinschränkung für Kinder. Derzeit sammelt die EMA noch die ergänzenden Stellungnahmen der Hersteller; im Dezember könnte es eine Entscheidung geben.

P&G hatte im April 2013 unter der Erkältungsmarke Wick mehrere Ambroxol-Präparate auf den Markt gebracht. Jetzt wird ein Schleimlöser für Kinder ausgeliefert: Die Lösung enthält 3 mg/ml; entsprechend sollen Kinder zwischen zwei und fünf Jahren dreimal täglich 2,5 ml Lösung erhalten. Kleinkinder unter zwei Jahren sollen nur unter ärztlicher Aufsicht mit dem Mittel behandelt werden.

Der Apothekenverkaufspreis liegt bei 3,49 Euro. Damit ist das Produkt unter dem Strich teurer als der Kindersaft von Mucosolvan, der zwar 3,99 Euro kostet, aber die doppelte Stärke enthält und daher in entsprechend geringerer Menge eingenommen werden muss. Womöglich senkt P&G allerdings in Kürze den Preis; auf diese Weise könnte sich der Konzern bei dem Produkt in der Erstattung den Herstellerabschlag vom Hals schaffen.

Der Saft für Erwachsene von Boehringer ist in derselben Dosierung übrigens für 7,18 Euro zu haben – und damit teurer als der von Wick (5,97 Euro). Mucosolvan ist unangefochtener Marktführer in der Apotheke: Auf 59 Millionen Euro summierten sich zuletzt Umsätze auf Basis der Verkaufspreise – bei einem Gesamtmarkt von rund 75 Millionen Euro. Weit abgeschlagen folgen Ratiopharm, Aliud und Hexal.

Generika gibt es außerdem von Betapharm, Rubie, 1A/Sandoz, AbZ/CT, Acis, Axcount, Pädia und als Eigenmarke von GIB (Parmapharm). Die Säfte für Kinder kosten jeweils rund 2,50 Euro, die für Erwachsene 3,99 Euro.

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