Präventionsmaßnahmen

WHO warnt: Routine-Impfungen nicht vergessen

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Berlin -

Die Corona-Pandemie beansprucht die gesamte Aufmerksamkeit, viele andere wichtige Aspekte geraten dabei womöglich in Vergessenheit: So warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) derzeit davor, in der Pandemie die Routine-Impfungen nicht aus den Augen zu verlieren – durch einen Rückgang der Durchimpfungsraten könnten impfpräventable Erkrankungen wieder vermehrt auftreten und das Gesundheitssystem belasten.

In Bezug auf Impfungen dreht sich derzeit alles um die Entwicklung einer Vakzine gegen Sars-CoV-2. Doch die WHO erinnert an die Routineimpfungen: Diese sollten auch im Ausnahmezustand beibehalten werden, um sich zumindest zuverlässig vor anderen schwerwiegenden Krankheiten schützen zu können, für die bereits eine Vakzine zur Verfügung steht. Es wird ausdrücklich empfohlen, diese weiter durchzuführen, sofern es im Rahmen der Pandemie möglich ist.

Unterbrechungen bergen Risiken

Würden die Impfungen auch nur für eine kurze Unterbrechung ausgesetzt, so würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass viele Menschen anfällig für verschiedene Infektionskrankheiten werden, gegen die sie eigentlich geschützt sein könnten – beispielsweise Masern oder Röteln. Dies hätte massive Folgen für das Gesundheitssystem. Die WHO empfiehlt, nach einem coronabedingten Aussetzen der Impfroutine auch eine Strategie für dadurch notwendige Nachhol-Impfungen zu entwickeln, damit Impflücken sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene vermieden werden können.

Der Empfehlung schließt sich das Robert-Koch-Institut (RKI) an: Es rät dazu, den vollständigen Impfschutz nach Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) aufrechtzuerhalten. Dazu sollten der Impfpass auf einen vollständigen Impfschutz geprüft und fehlende Impfungen nachgeholt werden. Ein vollständiger Impfschutz gemäß den aktuellen Stiko-Empfehlungen schütze den Einzelnen vor zusätzlichen Infektionskrankheiten und verhindere weitere Belastungen für das Gesundheitssystem. Vor allem für ältere Personen über 60 Jahren und Personen, die zur Risikogruppe zählen, gelte dies: Neben der Influenza- und Pneumokokken-Impfung wird auch die Impfung gegen Keuchhusten in Kombination mit Diphterie empfohlen.

Österreich fordert klare Regelungen

Auch der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) warnt: Er fordert besonders für die Zeit der Pandemie eine konkretere Planung von Aktivitäten rund um das Thema „Impfen“ – darunter vor allem Impfungen im Bereich der Gesundheitsberufe. Vor allem zu Beginn der Pandemie sei die Wichtigkeit der Routineimpfungen deutlich geworden: „Viele Spitalsaufenthalte hätten vermieden werden können, wären mehr Menschen gegen die saisonale Influenza geimpft gewesen“, erläutert Renee Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH.

Auch bei anderen impfpräventablen Erkrankungen wie Masern oder FSME habe man in Österreich jedes Jahr zahlreiche Erkrankungsfälle, erläutert Gallo-Daniel. „Gegen diese Krankheiten gibt es aber wirksame Impfstoffe. Aktuell sehen wir die Gefahr, dass viele Menschen aufgrund der Corona-Krise die empfohlenen Routineimpfungen nicht wahrnehmen, diese zu lange verschieben und schließlich darauf vergessen.“ Ein großes Problem sehe man heute schon nahen: Im nächsten Winter drohe schließlich die nächste Influenzawelle. „Ohne zeitgerecht, gemeinsam geplante Maßnahmen werden neben Patienten mit Covid-19 auch Menschen mit Influenza-Erkrankungen die Kapazitäten des Gesundheitssystems belasten und erneut dramatische und auch kostenintensive medizinische Gegenmaßnahmen erfordern“, erklärt die ÖVIH-Präsidentin.

Durch konsequente Influenza- und Pneumokokken-Impfungen könne man viele schwere Erkrankungsfälle und daraus folgende Anfälligkeiten für andere Erkrankungen vermeiden, erklärt auch Bernhard Prager, Generalsekretär und Influenza-Beauftragter im ÖVIH. „Und gerade während der Corona-Krise ist es zusätzlich wichtig, dass möglichst wenige Menschen aufgrund einer Influenza oder einer Pneumokokken-Lungenentzündung stationär im Spital aufgenommen werden müssen.“ Deswegen müsse jetzt schon geplant werden, wie diese Impfungen stattfinden können und kalkuliert werden, wie viele Impfstoffe dafür benötigt werden.

 

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