Antihypertonika senken Krebsrisiko

Weniger Darmkrebs durch Sartane & ACE-Hemmer?

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Berlin -

Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass die Einnahme von ACE-Hemmern und Sartanen mit einer geringeren Zahl an Darmkrebserkrankungen einherging. Die Ergebnisse stehen damit im Widerspruch zu vergangenen Studien. Die aktuellen Daten wurden im Fachjournal „Hypertension“ publiziert.

Bei der aktuellen Studie handelt es sich um eine landesweite Kohortenstudie der Universität Hongkong. Die Forscher werteten die Daten der „Hospital Authority“ aus, welche die Angaben der staatlichen Kliniken verwaltet, in denen rund 90 Prozent der Einwohner behandelt werden. Insgesamt wurde zwischen den Jahren 2005 und 2013 bei knapp 188.000 Einwohnern eine Koloskopie durchgeführt.

Auch wenn dabei keine Krebserkrankung oder entsprechende Vorstufen festgestellt wurden, kam es in den folgenden drei Jahren bei mehr als 850 Teilnehmern doch zu Darmkrebs. Im Zuge der Untersuchungen wurde die Medikation der Teilnehmer dokumentiert, welche sich die Forscher nun zur Hilfe nahmen, um zu ermitteln, ob ACE-Hemmer und Sartane das Darmkrebsrisiko erhöhen, wie bisher oftmals angenommen wurde.

Schutzwirkung nach Ausschluss von Störfaktoren

Zunächst konnte diese Vermutung anhand der Daten bestätigt werden. Die Teilnehmer wiesen jedoch weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs auf – darunter ein hohes Alter, Darmpolypen in der Vorgeschichte und häufig waren sie zudem auch Raucher. Wurden diese Faktoren bei der Analyse ausgeschlossen, ergab sich kein erhöhtes Krebsrisiko mehr unter der Einnahme von ACE-Hemmern und Sartaten – im Gegenteil: Patienten, die Medikamente aus diesen Wirkstoffgruppen einnahmen, hatten sogar ein um 22 Prozent vermindertes Risiko in den folgenden drei Jahren nach der Koloskopie an Darmkrebs zu erkranken. Für andere Krebsarten und die weiteren Folgejahre konnte diese Schutzwirkung bei der Analyse jedoch nicht ermittelt werden.

In der Vergangenheit waren ACE-Hemmer und Sartane häufiger in den Fokus gerückt, weil befürchtet wurde, dass das Krebsrisiko insgesamt erhöht sein könnte. Die Studie „Charm“ hatte 2003 diesbezüglich für Schlagzeilen gesorgt und die Arzneimittelbehörden und Experten alamiert. Darauf folgte eine jahrelange Debatte, erst 2010 erklärte die US-Arzneimittelbehörde FDA die Bedenken für unbegründet. 2018 zeigte eine Kohortenstudie erneut ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko unter ACE-Hemmern. Allerdings wurde hier die Methodik kritisiert und die Ergebnisse dementsprechend hinterfragt. Die Forscher wollen mit ihrer Studie diese negativen Daten entkräften. Eine chemoprotektive Wirkung lasse sich jedoch aus epidemiologischen Studien bisher nicht ableiten.

Statine sollen ebenfalls schützen

Auch bei anderen Wirkstoffklassen wird immer wieder das Krebsrisiko diskutiert: 2016 konnten britische Forscher der Aston University in Birmingham feststellen, dass Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten höhere Überlebensraten aufwiesen. Die Wissenschaftler hatten Daten von fast einer Million Menschen mit vier verschiedenen Tumorarten ausgewertet: Analysiert wurden Daten von 930.000 Patienten, die zwischen 2000 und 2013 mit einer von vier Krebsarten in ein Krankenhaus eingeliefert wurden: 8000 Patienten hatten Lungenkrebs, 5500 Brustkrebs und jeweils 4600 Prostata- und Darmkrebs.

Nach Ausschluss anderer Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Ethnie und den zehn wichtigsten Todesursachen stand fest: Krebspatienten, bei denen erhöhte Cholesterinwerte diagnostiziert worden waren, hatten eine geringere Sterblichkeit als solche ohne: 22 Prozent niedriger lag das Risiko bei Lungenkrebs, 43 Prozent niedriger bei Brustkrebs, 47 Prozent niedriger bei Prostatakrebs und 30 Prozent niedriger bei Darmkrebs.

Da erhöhte Blutfettwerte in früheren Untersuchungen mit der Entstehung von Brustkrebs in Verbindung gebracht wurden, gehen die Forscher davon aus, dass nicht das erhöhte Cholesterin, sondern die Medikamente, die möglicherweise zur Therapie eingesetzt wurden, für den positiven Effekt verantwortlich waren. Insbesondere den Statinen sprechen die Wissenschaftler die Wirkung zu, da diese in Tierversuchen bereits entsprechende Effekte gezeigt hatten. Aber auch andere kardiovaskuläre Medikamente könnten in unterschiedlicher Ausprägung einen entsprechenden Effekt haben. So war bereits damals ein Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Herzerkrankungen festgestellt worden – diese Patienten nähmen häufig ACE-Hemmer oder Betablocker ein.

 

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