Sexualhormone

Wenig Testosteron, kürzeres Leben dpa, 06.04.2010 15:06 Uhr

Greifswald - 

Männer mit einer niedrigen Konzentration des Sexualhormons Testosteron im Blut sterben eher. Das belegt eine im „European Heart Journal“ veröffentlichte Analyse des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universität Greifswald. Die Wissenschaftler hatten in der Bevölkerungsstudie in Vorpommern über sieben Jahre hinweg 1954 Männer im Alter zwischen 20 und 79 Jahren beobachtet, von denen 195 am Ende des Untersuchungszeitraums gestorben waren. Die Mehrzahl der Verstorbenen war bereits bei der Erstuntersuchung durch einen für ihr Alter deutlich zu niedrigen Testosteronspiegel aufgefallen.

„Es gibt einen relevanten Zusammenhang zwischen dem Sexualhormon Testosteron und der Sterblichkeit bei Männern“, sagte der Endokrinologe Dr. Henri Wallaschofski. „Wir wissen noch nicht, ob die niedrige Testosteronkonzentration im Blut Ursache für einen früheren Tod ist oder lediglich eine Art Biomarker dafür ist, dass im Körper Stoffwechselvorgänge aus dem Gleichgewicht geraten sind.“

Als wichtigstes männliches Sexualhormon ist Testosteron für viele körperliche und psychische Vorgänge beim Mann verantwortlich. So konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Männer mit einem niedrigen Testosteronspiegel häufiger an Fettleibigkeit, Störungen des Fettstoffwechsels, Leberverfettung, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes erkranken als Männer mit einem normalen Testosteronspiegel.

Vom 40. Lebensjahr an sinkt die Konzentration des Testosterons altersbedingt um 1 bis 2 Prozent pro Jahr. In der SHIP-Studie wurde bei mehr als 10 Prozent der Männer eine niedrige Testosteronkonzentration im Blut nachgewiesen. Dies könne sich in Beschwerden mit ähnlichen Symptomen niederschlagen, wie sie Frauen in den Wechseljahren haben. Dazu gehörten Abgeschlagenheit, Leistungsabfall sowie Hitzewallungen oder Schlafstörungen bis hin zur Erektions- und Orgasmusstörung. Diese funktionellen Beschwerden treten bei einem Testosteronspiegel unter 12 Nanomol pro Liter häufig auf.

Wallaschofski forderte, das Problem ernster zu nehmen. „Häufig werden diese Symptome bei Männern einfach abgetan.“ Notwendig sei aber eine fachliche Diagnostik, Risikoanalyse, Lebensstilberatung und gegebenenfalls eine Therapie bei einem Endokrinologen oder Andrologen. Der Wissenschaftler verwies zudem darauf, dass ein niedriger Testosteronspiegel auch mit einer erhöhten Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen verbunden sei.