Weltkopfschmerztag – Frauen häufiger betroffen Alexandra Negt, 05.09.2020 08:39 Uhr
Kopfschmerz gehört zu den Volkskrankheiten schlechthin. Die meisten Betroffenen leiden an Spannungskopfschmerzen. Doch es gibt auch andere Formen, wie beispielsweise Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen. Die Ursachen sind genauso vielfältig wie die Auslöser. Innerhalb der Therapiemöglichkeiten hat sich insbesondere bei der Mirgäne-Therapie durch die Einführung der Antikörper einiges geändert. Im Rahmen des diesjährigen Weltkopfschmerztages informiert die Techniker Krankenkasse darüber, dass Frauen um ein vielfaches häufiger unter Kopfschmerzen leiden, als Männer. Auch der Wohnort entscheidet über die Häufigkeit.
Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse leiden 12 Prozent der Frauen mehrmals wöchentlich unter Kopfschmerzen, 8 Prozent einmal in der Woche. Somit leidet jede fünfte Frau wöchentlich unter Kopfschmerzen – bei den Männern trifft dies nur auf jeden Fünfundzwanzigsten zu. Generell seien junge Menschen stärker betroffen, als ältere. Ebenfalls auffällig: Der Wohnort entscheidet über die Häufigkeit. Stress und Lärm in der Stadt führen dazu, dass Städter knapp achtmal häufiger unter wöchentlichen oder täglichen Kopfschmerz leiden, als Menschen in ländlicheren Gebieten.
Ibuprofen der Topseller
Zur Selbstmedikation von Kopfschmerzen stehen verschiedene Wirkstoffe zu Verfügung. Mit Abstand auf dem ersten Platz ist Ibuprofen. Laut der Umfrage unter TK-Versicherten greifen mehr als die Hälfte zu dem NSAID. Bereits abgeschlagen auf Platz zwei liegt Acetylsalicylsäure mit knapp 30 Prozent. Obwohl Paracetamol eine weniger gute Wirksamkeit bei nahezu allen Formen des Kopfschmerzes zeigt, entscheidet sich über ein Viertel der Patienten für diesen Wirkstoff. Für alle Varianten gilt: Im Rahmen der Selbstmedikation sollten Schmerzmittel nicht länger als drei Tage in Folge und nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat eingenommen werden.
Dennoch leidet mehr als eine halbe Million Deutsche an durch Schmerz- oder Migränemittel verursachten Kopfschmerzen. Davon gehen zumindest die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) aus. Der übermäßige Schmerzmittelkonsum verändert die Schmerzwahrnehmung. Analgetika greifen an bestimmten Rezeptoren an. Sind die Arzneistoffe im Überfluss vorhanden, müssen die Rezeptoren ihre Empfindlichkeit absenken, sonst käme es zu einer Fehlregulation. Die Folge des Abusus ist eine Abstumpfung der Rezeptoren – die Schmerzempfindlichkeit steigt, es entsteht ein Dauerkopfschmerz.
Aktiv werden als Alternative
Da Arzneimittel keine langfristige Lösung gegen die Beschwerden darstelen, sollten Betroffene ihre Lebensgewohnheiten umstellen und beispielsweise Sport eine Chance bieten. Bewegung hilft beispielsweise klinisch belegt bei Migräne. Insbesondere Ausdauersport kann die Häufigkeit der Attacken minimieren. Auch in progressiver Muskelentspannung finden manche Betroffene eine Lösung. Bei psychologischen Schmerztherapeuten können Methoden zur Stress- und Schmerzbewältigung, kognitive Techniken und Biofeedback-Methoden erlernt werden. Auch frische Luft und genügend Trinken kann helfen.
Update Migräne-Antikörper
Eine Migräne ist in der Regel gut erkennbar. Der Schmerz ist meist einseitig und kann sich bei körperlicher Aktivität verstärken. Zudem können die Betroffenen licht- und geräuschempfindlich sein. Zu den vegetativen Begleitsymptomen zählen auch Übelkeit und Erbrechen. Ein Migränepatient kennt sich und seine Attacke selbst sehr gut. Zudem können Vorboten eine Attacke ankündigen. Etwa 10 bis 15 Prozent erleben eine Aura. Seit zwei Jahren steht den Betroffenen eine neue Therapie zu Verfügung. Monoklonale Antikörper wie Erenumab greifen gezielt am Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Rezeptor an, der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Migräne maßgeblich beteiligt ist. CGRP ist ein Botenstoff, der vermehrt bei einer Migräneattacke freigesetzt wird und als Entzündungsprotein bei Migräne eine zentrale Rolle spielt. Das proinflammatorische Neuropeptid ist für die Gefäßerweiterung verantwortlich.
Weitere MAK wurden zugelassen und Unternehmen wie Teva setzten sich für eine erleichterte Übernahme durch die Krankenkassen ein. Seit der Markteinführung steigen die Verordnungszahlen kontinuirlich an. Die TK will hier jedoch intervenieren, denn nicht immer sei die Verordnung angezeigt und zielführend. Gesetzlich Versicherte haben laut TK im Januar 2019 rund 200.000 Tagesdosen verschrieben bekommen, im Oktober waren es mit etwas mehr als 500.000 Tagesdosen mehr als doppelt so viele. Die monatlichen Kosten seien stetig gestiegen – im Oktober 2019 lagen sie hochgerechnet auf die gesamte gesetzliche Krankenversicherung bei etwa 9,4 Millionen Euro.